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NUTZUNGVON BILDDATEN
Johann Heinrich Menken (*Bremen 1766 - † Bremen 1839), Maler
Waldlandschaft, 1802
Enthalten in der Kollektion:
Bremer Malerei 1800 bis 1950 in der Kunsthalle Bremen
Das Bild zeigt eine idyllische Landschaft mit einem Fluss an einer Waldlichtung, grasenden Rindern, ruhenden Hirten und einem Paar in einem Kahn. Der Blick fällt über den breiten Wasserlauf im Vordergrund, der sich an hohen Bäumen, sonnenbeschienenen Ufern und bewachsenen Böschungen entlang schlängelt. Im Hintergrund führt er auf eine liebliche Hügellandschaft zu. Die Bäume sind in Gruppen rechts, links und in der Mitte wirkungsvoll durch Licht und Schatten inszeniert. Die Mitte des Bildes wird durch einem einzelnen hoch gewachsenen Baum betont, aus dessen kompakter Krone tote Äste in den Himmel ragen. Auf einer kulissenartig ins Bild geschobenen Anhöhe vorne rechts und an dem Ufergelände im Mittelgrund haben sich Hirten bei ihrer Herde niedergelassen. Geballte Wolken in starker Beleuchtung, darunter eine düstere Gewitterwolke unmittelbar im Vordergrund, setzen dramatische Akzente. Mensch und Tier sind als Staffage in die Landschaft gesetzt und vermitteln das Bild eines idealen Naturraumes.
Einzelheiten wie die Tiere, das Schilf im Wasser, Baumrinde oder Blattwerk sind stellenweise mit feinem Pinsel geschildert. Das verschattete Erdreich unmittelbar im Vordergrund, die spiegelnde Wasseroberfläche, Teile der Baumkronen sowie das im Schatten der Bäume liegende Unterholz oder Teile des ans Wasser grenzenden Ufergeländes sind dagegen mit breiten, flachen Strichpartien und Flecken erfasst. In dieser summarischen Malweise dürfte der Grund für den Vorwurf mangelnder Präzision zu suchen sein, den man Menken in Bremen seit seiner Rückkehr von seinem zweiten Studienaufenthalt in Dresden im Jahr 1797 machte. Er büßte damals die anfängliche Gunst des Bremer Publikums ein und geriet bei den Kunstkritikern in den Ruf eines „Hurtigmalers“.(1) Das Gemälde ist eines der wenigen datierten Bilder Menkens und damit ein Zeugnis für seine frühe Malweise um 1800.
In Komposition, Motivwahl und Stimmung hat sich der Künstler Anregungen bei niederländischen Landschaftsbildern des 17. Jahrhunderts geholt, wie er sie etwa im Rijksmuseum in Amsterdam sehen konnte. Vor allem die Waldlandschaften von Jacob van Ruisdael dürften hier Pate gestanden haben. Dafür sprechen die Intimität in Bildausschnitt und Stimmung und die Kombination zwischen tiefenräumlichem Ausblick und majestätischer Naturnähe im Vordergrund. Auch Landschaften von Jan Both, etwa seine Italienische Landschaft mit Malern in Amsterdam, könnten Vorbilder gewesen sein.(2) Mit Both vergleichbar sind die verschatteten, kulissenähnlich aufgebauten Waldstücke im Vordergrund oder die gewundenen Wasserläufe mit lieblichen Ausblicken in hügelige Landschaften. Dabei geht es Menken nicht um eine konkrete Landschaft, sondern um die Vorstellung eines idealen Landschaftsraumes in vollendeter Harmonie und idyllischer Stimmung.
Der Ankauf des Gemäldes 1829 durch den von Kunstfreunden 1823 neu gegründeten Kunstverein in Bremen geht möglicherweise auf eine Initiative zurück, dem Künstler nach dem Brand seines Ateliers und Wohnhauses 1827 und dem Verlust all seiner Habe hilfreich entgegenzukommen. Für eine gewisse Nachfrage spricht eine zweite Fassung des Bildes aus dem Jahr 1812, die sich ursprünglich ebenfalls in der Sammlung der Kunsthalle befand und 1966 in den Besitz der Bremer Landesbank übergegangen ist.(3) Sie zeigt leichte Veränderungen im Bereich des Himmels und an den Silhouetten der Baumkronen. So sind die Wolken weniger kontrastreich gegeben und am Himmel ergänzte der Maler einige Vögel. Auch ist die Farbigkeit etwas matter, in den verschatteten Partien treten Einzelheiten deutlicher hervor. Johann Heinrich Menken und sein Sohn Gottfried fertigten häufiger Repliken von ihren Bildern an, wenn sie gefielen. Sie sind später auch als Kunsthändler und Kopisten tätig gewesen und als solche in den Ruf geraten, ihre Kopien als alte Bilder angeboten oder alte Bilder aufgefrischt zu haben.(4)
Katharina Erling
(1) [Justus Gottfried Thumsener]: Rückblick auf Johann Heinrich Menkens Bedeutung als Künstler, in: Bremisches Conversationsblatt Nr. 12, 10. Februar 1839, S. 71; Werner Vogt: Die Maler Johann Heinrich Menken (1766–1839) und Gottfried Menken (1799–1838). Ein Beitrag zur bremischen Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts, in: Bremisches Jahrbuch 33, 1975, S. 151.
(2) Italienische Landschaft mit Malern, 1645–1652, Öl auf Leinwand, 187 x 240 cm, Rijksmuseum Amsterdam, Inv. Nr. SK–C–109.
(3) Waldlandschaft, 1802, Öl auf Leinwand, 101 x 140 cm, bez. u. r.: Menken/1802, Bremer Landesbank, Inv. Nr. 5124.
(4) Andreas Kreul: Doppelgänger. Repliken und „andere Originale“ zu Werken aus der Sammlung der Kunsthalle, Kat. Ausst. Kunsthalle Bremen 1999, S. 32, Anm. 86.
Einzelheiten wie die Tiere, das Schilf im Wasser, Baumrinde oder Blattwerk sind stellenweise mit feinem Pinsel geschildert. Das verschattete Erdreich unmittelbar im Vordergrund, die spiegelnde Wasseroberfläche, Teile der Baumkronen sowie das im Schatten der Bäume liegende Unterholz oder Teile des ans Wasser grenzenden Ufergeländes sind dagegen mit breiten, flachen Strichpartien und Flecken erfasst. In dieser summarischen Malweise dürfte der Grund für den Vorwurf mangelnder Präzision zu suchen sein, den man Menken in Bremen seit seiner Rückkehr von seinem zweiten Studienaufenthalt in Dresden im Jahr 1797 machte. Er büßte damals die anfängliche Gunst des Bremer Publikums ein und geriet bei den Kunstkritikern in den Ruf eines „Hurtigmalers“.(1) Das Gemälde ist eines der wenigen datierten Bilder Menkens und damit ein Zeugnis für seine frühe Malweise um 1800.
In Komposition, Motivwahl und Stimmung hat sich der Künstler Anregungen bei niederländischen Landschaftsbildern des 17. Jahrhunderts geholt, wie er sie etwa im Rijksmuseum in Amsterdam sehen konnte. Vor allem die Waldlandschaften von Jacob van Ruisdael dürften hier Pate gestanden haben. Dafür sprechen die Intimität in Bildausschnitt und Stimmung und die Kombination zwischen tiefenräumlichem Ausblick und majestätischer Naturnähe im Vordergrund. Auch Landschaften von Jan Both, etwa seine Italienische Landschaft mit Malern in Amsterdam, könnten Vorbilder gewesen sein.(2) Mit Both vergleichbar sind die verschatteten, kulissenähnlich aufgebauten Waldstücke im Vordergrund oder die gewundenen Wasserläufe mit lieblichen Ausblicken in hügelige Landschaften. Dabei geht es Menken nicht um eine konkrete Landschaft, sondern um die Vorstellung eines idealen Landschaftsraumes in vollendeter Harmonie und idyllischer Stimmung.
Der Ankauf des Gemäldes 1829 durch den von Kunstfreunden 1823 neu gegründeten Kunstverein in Bremen geht möglicherweise auf eine Initiative zurück, dem Künstler nach dem Brand seines Ateliers und Wohnhauses 1827 und dem Verlust all seiner Habe hilfreich entgegenzukommen. Für eine gewisse Nachfrage spricht eine zweite Fassung des Bildes aus dem Jahr 1812, die sich ursprünglich ebenfalls in der Sammlung der Kunsthalle befand und 1966 in den Besitz der Bremer Landesbank übergegangen ist.(3) Sie zeigt leichte Veränderungen im Bereich des Himmels und an den Silhouetten der Baumkronen. So sind die Wolken weniger kontrastreich gegeben und am Himmel ergänzte der Maler einige Vögel. Auch ist die Farbigkeit etwas matter, in den verschatteten Partien treten Einzelheiten deutlicher hervor. Johann Heinrich Menken und sein Sohn Gottfried fertigten häufiger Repliken von ihren Bildern an, wenn sie gefielen. Sie sind später auch als Kunsthändler und Kopisten tätig gewesen und als solche in den Ruf geraten, ihre Kopien als alte Bilder angeboten oder alte Bilder aufgefrischt zu haben.(4)
Katharina Erling
(1) [Justus Gottfried Thumsener]: Rückblick auf Johann Heinrich Menkens Bedeutung als Künstler, in: Bremisches Conversationsblatt Nr. 12, 10. Februar 1839, S. 71; Werner Vogt: Die Maler Johann Heinrich Menken (1766–1839) und Gottfried Menken (1799–1838). Ein Beitrag zur bremischen Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts, in: Bremisches Jahrbuch 33, 1975, S. 151.
(2) Italienische Landschaft mit Malern, 1645–1652, Öl auf Leinwand, 187 x 240 cm, Rijksmuseum Amsterdam, Inv. Nr. SK–C–109.
(3) Waldlandschaft, 1802, Öl auf Leinwand, 101 x 140 cm, bez. u. r.: Menken/1802, Bremer Landesbank, Inv. Nr. 5124.
(4) Andreas Kreul: Doppelgänger. Repliken und „andere Originale“ zu Werken aus der Sammlung der Kunsthalle, Kat. Ausst. Kunsthalle Bremen 1999, S. 32, Anm. 86.
Abmessungen
- Objekt: 99 x 139 cm
Raum
nicht ausgestellt
Inventarnummer
87-1829
Permalink
Werkinformationen
Künstler |
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Werk |
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Grunddaten |
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Creditline | Kunsthalle Bremen - Der Kunstverein in Bremen, Public Domain Mark 1.0 |
nicht ausgestellt