1908 hielten sich die beiden befreundeten Künstlerpaare Gabriele Münter und Wassily Kandinsky sowie Marianne von Werefkin und Alexej von Jawlensky erstmals gemeinsam im oberbayrischen Murnau auf. Hier vertieften sie ihre Auseinandersetzung mit der Volkskunst und sammelten Votivbilder, Heiligen- und Spielzeugfiguren besonders aus Bayern und Russland. Die beiden Stillleben von Jawlensky (Inv. Nr. 577-1951/4) und Münter zeigen Hinterglasbilder: Sie belegen, wie sehr diese traditionelle Technik, die sie in Murnau kennengelernt hatten, beiden Künstler faszinierte. Während Jawlensky das religiöse Bild mit Blumen und Früchten kombinierte, setzte Münter Figuren aus ihrer eigenen Volkskunstsammlung dazu: Kleinskulpuren von Maria und Joseph (?) auf der linken Seite, daneben ein hölzernes Gefäß in Form einer Ente (russisch Kovsch) sowie rechts drei kleine aus hellem Holz bestehende Figürchen, die Münter vermutlich in Russland erworben hatte. Die Volkskunst galt den expressionistischen Künstlerinnen und Künstlern als Ausdruck einer ursprünglichen Empfindung. In ihren abstrahierenden Darstellungen und intensiven Farben inszenierten sie diese neu.