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Giovanni Battista Pittoni (*Venedig 1687 - † Venedig 1767), Maler

Die hl. Elisabeth von Thüringen verteilt Almosen , um 1734/36
Enthalten in der Kollektion:
Provenienzforschung in der Kunsthalle Bremen


Elisabeth von Ungarn (1207-1231), Gemahlin des Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen, speiste während der Hungersnot 1226 die Armen. Bereits 1235 wurde sie aufgrund ihrer Nächstenliebe heiliggesprochen. Darstellungen der Hl. Elisabeth beinhalten daher stets allgemein den Aspekt der Caritas (Nächstenliebe, Barmherzigkeit). Pittoni zeigt sie in der Bildmitte auf den Stufen zum Portal eines Palastes stehend, prachtvoll gekleidet in ein silbergraues Gewand mit goldenem, innen rot gefüttertem Mantel und einer Perlenkrone. Im Gegensatz dazu erscheinen die Almosenempfänger in ärmlicher Kleidung: Mütter mit ihren Kindern, Bettler und verschiedene andere Gestalten. Elisabeth wird von zwei Pagen unterstützt, die große Teller mit Broten halten. Über der Szenerie schweben auf Wolken zwei Engel und zwei Putti. Die Ölskizze ist ein Entwurf für das signierte Gemälde des rechten Seitenaltares der Schloßkirche Bad Mergentheim, das Kurfürst Clemens August von Köln 1734 bei Pittoni in Auftrag gegeben hatte und das 1736 aufgestellt wurde (Zava Boccazzi 1979, Nr. 4, Abb. 351). Bad Mergentheim war das Zentrum des Deutschen Ordens: Ihm gehörten nur Adelige an und so erscheint auch Elisabeth bei Pittoni als eine wohlhabend gekleidete Dame, welche die christliche Tugend der Mildtätigkeit, vornehmste Pflicht der Deutschordensritter, symbolisiert (vgl. Kat. Ausst. Bonn 1989, Nr. 106). Zum Altargemälde existieren zwei weitere Bozzetti im Museum der Schönen Künste zu Budapest und in der Slg. Kurt Rossacher in Salzburg (Zava Boccazzi 1979, Nr. 37, Abb. 352 und Nr. 177, Abb. 353). In der Bremer Skizze ist die Komposition jedoch weiter auseinandergezogen und im breiteren Bildfeld wurden links im Hintergrund zwei Figuren ergänzt. Das ausgeführte Altargemälde hingegen zeigt die zusammengefaßtere Anordnung der Entwürfe in Budapest und Salzburg; daher kann angenommen werden, daß die Bremer Version die früheste von den dreien ist.
Von Reuschel (1963, S. 84) wird letztere unter die Repliken von fremder Hand eingereiht, bei Zava Boccazzi (1979, erwähnt unter Nr. 177) als "forse autografo"- vielleicht eigenhändig - aufgeführt. Die lockere Strichtechnik und die koloristische Ausgewogenheit von Hell und Dunkel der überwiegend rotbraunen Farbwerte, die nur zuweilen vom Rot, Gelb und Blau einzelner Gewänder unterbrochen werden, sprechen jedoch für einen eigenhändigen Entwurf Pittonis.
Ausgelöst durch die Feier zur 500jährigen Kanonisation der Hl. Elisabeth im Jahre 1735 entstanden zahlreiche Kopien in Bozzettoform nach Pittonis Komposition, sowohl von venezianischen als auch von deutschen Malern (Amsterdam, Slg. Goudstikker; Augsburg, Städtische Kunstsammlungen (ehemals Slg. Röhrer); Graz, Museum Joanneum (ehemals Slg. Attems); Herrenberg, Slg. Knoll; Kaschau, Museum; Stift Klosterneuburg, Kaiserzimmer; München, Bayerisches Nationalmuseum (Slg. Reuschel); Prag, Nationalgalerie (ehemals Kloster Strahow); Utrecht, Aartbischoppelijk Museum; Weissenhorn, Heimatmuseum; Weissenhorn, Privatbesitz; vgl. Reuschel 1963, S. 84, Kat. Ausst. Bremen 1971, Nr. 88 und Kat. Aukt. London, Sotheby's 11.7.1979, Nr. und Abb. 101 sowie die von Pigler 1929/3O, S. 210, 270 genannten Gemälde in München, Helbig 21.11.1912, Berlin, Lepke 11.2.1913 und auf dem Wiener Kunstmarkt 1927. Die vielzitierte Abhängigkeit des sogenannten "Gran"-Typus - vgl. Kat. Ausst. Bremen 1971, Nr. 88 sowie Kat. Ausst. Marburg 1983, Nr. 36 - bezieht sich nur auf inhaltliche Übernahmen: Daniel Gran malte 1736/37 ein Altarbild gleichen Themas für die Wiener Karlskirche - Knab 1977, S. 178, Nr. Ö 33, Abb. 103 -, zu dem es etliche Skizzen und Wiederholungen gibt, vgl. Knab 1977, Nr. Ö 34-41, Abb. 103-104, 107-110). Drei Zeichnungen zum Gemälde in Bad Mergentheim mit "Fünf Studien zur Hand der Elisabeth", "Zwei Studien zur linken Hand des Pagen" sowie einer "Studie zu einer Hand" befinden sich in der Fondazione Cini in Venedig (Binion 1983, S. 40, 51, 59, Abb. 334, 336-337).

Abmessungen
  • Objekt: 70 x 54,4 cm
Raum
nicht ausgestellt
Inventarnummer
813-1960/14
Permalink

Werkinformationen

Künstler

Giovanni Battista Pittoni (*Venedig 1687 - † Venedig 1767), Maler

Werk
Titel:
Die hl. Elisabeth von Thüringen verteilt Almosen
Entstehungsdatum:
um 1734/36
Grunddaten
Abmessungen:
  • Objekt: 70 x 54,4 cm
Werktyp:
Gemälde
Technik:
Öl auf erdrot/bräunlich grundierter Leinwand, doubliert
Erwerbsinformation:

    1960

  • Erworben aus Mitteln der Freien Hansestadt Bremen (Stadtgemeinde) 1960
Creditline
  • Kunsthalle Bremen - Der Kunstverein in Bremen

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nicht ausgestellt