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Georg Friedrich Adolph Schöner (*Mannsbach/Hersfeld 1774 - † Bremen 1841), Maler

Friedrich Leo Quentell (1779-1852), 1815

Der Maler Georg Friedrich Arnold Schöner schildert in diesem Brustbild aus dem Jahr 1815 einen jungen Mann Mitte dreißig. Sein Gesicht ist frontal wiedergegeben, während der Oberkörper leicht zur linken Seite gedreht ist. Mit den verschränkten Armen und dem offenen Blick verleiht der Maler ihm die Wirkung eines selbstbewussten Menschen. Unter dem grünen, samtigen Rock erscheint im Halsausschnitt der Rand einer gelben Weste, die über einem weißen Hemd mit Vatermörderkragen und Krawatte getragen wird. Den Hintergrund bildet eine dunkel gehaltene Landschaft: links der Blick über Felder, rechts angedeutete Bäume. Die Horizontlinie liegt knapp unterhalb der Schultern des Porträtierten, so dass der grau-blaue Himmel einen ruhigen Fond für den Kopf bildet.
Die dargestellte Person wurde bislang nicht eindeutig identifiziert; man vermutete aber, es handle sich um ein Selbstbildnis des Malers. Die Züge des Dargestellten ähneln jedoch auffällig jenen des Bremer Kaufmanns und Ältermanns Friedrich Leo Quentell (1779–1852) in einem Porträt von Rudolf Suhrlandt,(1) auch wenn Suhrlandts Bildnis von 1829 einen deutlich älteren Mann vorstellt. Beide Herren kennzeichnen ein zarter Mund, bei dem die Oberlippe schmaler erscheint als die Unterlippe, die charakteristische lange Nase, blaue Augen, sowie lockig blondes Haar und ausgeprägte Geheimratsecken.
Als Gegenstück zu dem Bildnis des Ältermanns Friedrich Leo Quentell schuf Suhrlandt im selben Jahr auch ein Porträt von dessen Frau Katharina.(2) Tatsächlich lässt sich aber auch ein Bildnis der Katharina Quentell von Schöner nachweisen, das er 1821 malte. (3) Es zeigt die spätere Ehefrau Quentells noch als dessen Verlobte.(4) Die identischen Bildmaße und die Anlage der Komposition vor einer Landschaft mit dem Horizont knapp unterhalb der Schultern weisen es als Pendant zu Schöners Herrenbildnis von 1815 aus. Damit liegt ein weiteres entscheidendes Indiz für dessen Identifikation als ein Porträt des Ältermanns Quentell vor. Die bisherige Deutung als Selbstbildnis des Künstlers Georg Friedrich Arnold Schöner ist daher nicht mehr haltbar. Es gab dafür keine argumentative Grundlage, zumal bis heute kein einziges Autoporträt des Malers bekannt ist.(5)

Katharina Groth

(1) Suhrlandt: Bildnis Ältermann F. L. Quentell, 1829, zwei Fassungen in der Kunsthalle Bremen: Inv. 223–1928/31, vgl. Gerhard Gerkens / Ursula Heiderich: Katalog der Gemälde des 19. und 20. Jahrhunderts in der Kunsthalle Bremen, 2. Bde., Bremen 1973, S. 322, Abb. 149; Inv. 224–1929/5, vgl. Andreas Kreul: Kunsthalle Bremen – Gemälde-Verzeichnis, Wiesbaden 1994, Nr. 1084.
(2) Inv. 219–1928/33, vgl. Gerkens / Heiderich 1973 (wie Anm. 1), S. 323, Abb. 148; Kreul 1994 (wie Anm. 1), Nr. 1086.
(3) Inv. 243–1929/4, vgl. Gerken / Heiderich 1973 (wie Anm. 1), S. 299.
(4) Inv. 243–1929/4, vgl. Bildkommentar im Forschungsprojekt Bremer Künstler.
(5) Vgl. Reimar F. Lacher: Freundschaftskult und Porträtkunst, in: Kat. Ausst. Von Mensch zu Mensch, Porträtkunst und Porträtkultur der Aufklärung, hg. von Reimar F. Lacher, Schriften des Gleimhauses Halberstadt, Bd. 7., Göttingen 2010, S. 42.
Abmessungen
  • Objekt: 69 x 55 cm
Raum
nicht ausgestellt
Inventarnummer
221-1928/32
Permalink

Werkinformationen

Künstler

Georg Friedrich Adolph Schöner (*Mannsbach/Hersfeld 1774 - † Bremen 1841), Maler

Werk
Titel:
Friedrich Leo Quentell (1779-1852)
Entstehungsdatum:
1815
Grunddaten
Abmessungen:
  • Objekt: 69 x 55 cm
Werktyp:
Gemälde
Technik:
Öl auf Leinwand
Bezeichnungen:
  • verso bezeichnet: G A Schöner p: Bremen Ao 1815
Erwerbsinformation:

    1928

  • Vermächtnis Dr. Hermann Henrich Meier jr. 1928
Creditline
  • Kunsthalle Bremen - Der Kunstverein in Bremen

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nicht ausgestellt