1 : 1
NUTZUNGVON BILDDATEN
Ernst Hampe (*Bremen 1806 - † Rom 1862), Maler
Spinnende alte Römerin, undatiert
Enthalten in der Kollektion:
Bremer Malerei 1800 bis 1950 in der Kunsthalle Bremen
Die Ölstudie zeigt eine ältere Römerin in landestypischer Kleidung. Sie sitzt, diagonal ins Bild gerückt, auf einem einfachen Stuhl in einem nicht näher bezeichneten Raum, hält in der erhobenen Linken einen Spinnrocken, in der im Schoß liegenden Rechten eine Spindel. Die Frau schaut den Betrachter ausdruckslos an. Aus ihren derben Gesichtszügen und ihrer einfachen, stellenweise geflickten Kleidung spricht ein bescheidenes, arbeitsames Leben. Über einem weißen Hemd trägt sie ein rot-braunes, teils grünes Trägerkleid mit separat angesetzten rotbraunen Ärmeln und einer grauen Schürze.(1) Das Haar ist von einem schweren Kopftuch verdeckt. Rote Strümpfe und braune Schlappen bekleiden ihre Füße, die nur mit den Spitzen den Boden zu berühren scheinen. Helles Licht fällt von rechts oben auf das Modell und sorgt für kräftige Kontraste in Gesicht und Gewandfalten.
Die Spinnerin ist ein über Jahrhunderte beliebtes Genremotiv. Das Thema war bereits in der Antike bekannt und dann in der christlichen Marienikonographie geläufig, später fand es besonders in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts weite Verbreitung.(2) Auch im 19. Jahrhundert widmeten sich immer wieder Maler diesem Sujet. In Deutschland kam die Spinnerin zudem in zahlreichen Märchen vor, und Clemens Brentano schrieb das 1818 publizierte, vielbeachtete Gedicht Der Spinnerin Nachtlied.
Hampes Bild scheint jedoch weder literarisch motiviert noch symbolträchtig aufgeladen zu sein, sondern lässt sich eher mit dem Interesse deutscher Künstler am italienischen Volksleben erklären.(3) Der Bremer Maler gab damit wie viele seiner Künstlerkollegen ein Exempel der natürlichen und als vorbildlich erachteten Würde der einfachen Leute. In diesen Zusammenhang gehören auch die Bildnisse von Italienerinnen aus dem Volk in regionaler Tracht, die wegen ihres unverbildeten Naturells, oftmals auch wegen ihrer bewunderten Schönheit gemalt wurden.
Im Kupferstichkabinett der Kunsthalle Bremen befindet sich Hampes Ölstudie einer Alten Römerin, die der Spinnenden alten Römerin in Bezug auf den Gesichtstyp, die Kleidung und die Farbigkeit sehr nahe steht.(4) Hampe hat diesen Typus offenbar versatzstückartig, jeweils leicht abgewandelt, in seine Bilder aufgenommen. Man findet ihn in seinen vielfigurigen volkstümlichen Szenen, etwa der Kapuzinerpredigt oder auch dem Römischen Volksleben.(5) Studien wie die Spinnende alte Römerin dienten Hampe bei der Erarbeitung solcher Werke, sie konnten aber auch Vorlage für eine Einzeldarstellung sein. Ob die Bremer Studie als Entwurf für die von Friedrich von Boetticher in den Malerwerken des neunzehnten Jahrhunderts erwähnte Spinnerin gelten darf, lässt sich nur vermuten, da der Verbleib des Bildes unbekannt ist.(6) Wegen der Nähe zum Römischen Volksleben und zur Kapuzinerpredigt, die 1836 und 1837 datiert sind, könnte die Bremer Studie in dieser Zeit entstanden sein, also bald nach Hampes Ankunft in Rom.
Alice Gudera
(1) Möglicherweise handelt es sich auch um ein ärmelloses Oberteil und einen Rock mit Schürze.
(2) Vgl. Thomas Blisniewski: Tugendhafte Spinnereien. Kulturgeschichtliche Überlegungen, in: Gail Carolyn Sirna: Frauen, die nie den Faden verlieren. Handarbeitende Frauen in der Malerei von Vermeer bis Dalí, München 2007, S. 9−11.
(3) Vgl. Helmut Börsch-Supan: Die deutsche Malerei von Anton Graff bis Hans von Marées 1760−1870, München 1988, S. 291.
(4) Öl auf Papier, 32 x 21,8 cm, Inv. Nr. 1334. Die Studie kam als im Jahr 1862 als Geschenk in die Kunsthalle; Bericht über die aus der dreizehnten Gemälde-Ausstellung vom 1. März bis 1. April 1862 in Bremen angekauften und am 26. October 1862 in Bremen angekauften und am 26. October 1862 zur Verlosung kommenden Oelbilder nebst Verzeichnis der seit October 1860 bis October1862 in der Kunsthalle von Privatpersonen angekauften Gemälde, Bremen 1862, S. 4. Im Kupferstichkabinett der Kunsthalle Bremen befindet sich noch ein weiteres Werk Hampes, das ebenfalls ein Motiv aus dem römischen Volksleben zeigt: Italienische Kesselflicker, 29,8 x 27,8 cm, Öl auf Papier, Inv. Nr. 1335.
(5) Römisches Volksleben, 1836, Öl auf Leinwand, 75 x 95,5 cm, Privatbesitz; Kapuzinerpredigt, 1837, Öl auf Leinwand, 102,3 x 154,9 cm, Privatbesitz.
(6) Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts, Bd. 1, Dresden 1895, S. 454. Ein Bild einer römischen Spinnerin von Hampe hat sich auch in der Bremer Sammlung von J. C. C. Burchard befunden: Verzeichniss einer werthvollen Sammlung von Original-Oelgemälden nachgelassen von dem verstorbenen Herrn J. C. C. Burchard, welche Donnerstag, den 14. März u. a. f. Tage morgens um 10 Uhr auf dem Hörsaale der Gelehrten-Schule in Bremen durch den Kunst-Makler F. A. Dreyer öffentlich den Meistbietenden verkauft werden soll, Bremen 1844, unter „E. Hampe“: Nr. 24.
Die Spinnerin ist ein über Jahrhunderte beliebtes Genremotiv. Das Thema war bereits in der Antike bekannt und dann in der christlichen Marienikonographie geläufig, später fand es besonders in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts weite Verbreitung.(2) Auch im 19. Jahrhundert widmeten sich immer wieder Maler diesem Sujet. In Deutschland kam die Spinnerin zudem in zahlreichen Märchen vor, und Clemens Brentano schrieb das 1818 publizierte, vielbeachtete Gedicht Der Spinnerin Nachtlied.
Hampes Bild scheint jedoch weder literarisch motiviert noch symbolträchtig aufgeladen zu sein, sondern lässt sich eher mit dem Interesse deutscher Künstler am italienischen Volksleben erklären.(3) Der Bremer Maler gab damit wie viele seiner Künstlerkollegen ein Exempel der natürlichen und als vorbildlich erachteten Würde der einfachen Leute. In diesen Zusammenhang gehören auch die Bildnisse von Italienerinnen aus dem Volk in regionaler Tracht, die wegen ihres unverbildeten Naturells, oftmals auch wegen ihrer bewunderten Schönheit gemalt wurden.
Im Kupferstichkabinett der Kunsthalle Bremen befindet sich Hampes Ölstudie einer Alten Römerin, die der Spinnenden alten Römerin in Bezug auf den Gesichtstyp, die Kleidung und die Farbigkeit sehr nahe steht.(4) Hampe hat diesen Typus offenbar versatzstückartig, jeweils leicht abgewandelt, in seine Bilder aufgenommen. Man findet ihn in seinen vielfigurigen volkstümlichen Szenen, etwa der Kapuzinerpredigt oder auch dem Römischen Volksleben.(5) Studien wie die Spinnende alte Römerin dienten Hampe bei der Erarbeitung solcher Werke, sie konnten aber auch Vorlage für eine Einzeldarstellung sein. Ob die Bremer Studie als Entwurf für die von Friedrich von Boetticher in den Malerwerken des neunzehnten Jahrhunderts erwähnte Spinnerin gelten darf, lässt sich nur vermuten, da der Verbleib des Bildes unbekannt ist.(6) Wegen der Nähe zum Römischen Volksleben und zur Kapuzinerpredigt, die 1836 und 1837 datiert sind, könnte die Bremer Studie in dieser Zeit entstanden sein, also bald nach Hampes Ankunft in Rom.
Alice Gudera
(1) Möglicherweise handelt es sich auch um ein ärmelloses Oberteil und einen Rock mit Schürze.
(2) Vgl. Thomas Blisniewski: Tugendhafte Spinnereien. Kulturgeschichtliche Überlegungen, in: Gail Carolyn Sirna: Frauen, die nie den Faden verlieren. Handarbeitende Frauen in der Malerei von Vermeer bis Dalí, München 2007, S. 9−11.
(3) Vgl. Helmut Börsch-Supan: Die deutsche Malerei von Anton Graff bis Hans von Marées 1760−1870, München 1988, S. 291.
(4) Öl auf Papier, 32 x 21,8 cm, Inv. Nr. 1334. Die Studie kam als im Jahr 1862 als Geschenk in die Kunsthalle; Bericht über die aus der dreizehnten Gemälde-Ausstellung vom 1. März bis 1. April 1862 in Bremen angekauften und am 26. October 1862 in Bremen angekauften und am 26. October 1862 zur Verlosung kommenden Oelbilder nebst Verzeichnis der seit October 1860 bis October1862 in der Kunsthalle von Privatpersonen angekauften Gemälde, Bremen 1862, S. 4. Im Kupferstichkabinett der Kunsthalle Bremen befindet sich noch ein weiteres Werk Hampes, das ebenfalls ein Motiv aus dem römischen Volksleben zeigt: Italienische Kesselflicker, 29,8 x 27,8 cm, Öl auf Papier, Inv. Nr. 1335.
(5) Römisches Volksleben, 1836, Öl auf Leinwand, 75 x 95,5 cm, Privatbesitz; Kapuzinerpredigt, 1837, Öl auf Leinwand, 102,3 x 154,9 cm, Privatbesitz.
(6) Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts, Bd. 1, Dresden 1895, S. 454. Ein Bild einer römischen Spinnerin von Hampe hat sich auch in der Bremer Sammlung von J. C. C. Burchard befunden: Verzeichniss einer werthvollen Sammlung von Original-Oelgemälden nachgelassen von dem verstorbenen Herrn J. C. C. Burchard, welche Donnerstag, den 14. März u. a. f. Tage morgens um 10 Uhr auf dem Hörsaale der Gelehrten-Schule in Bremen durch den Kunst-Makler F. A. Dreyer öffentlich den Meistbietenden verkauft werden soll, Bremen 1844, unter „E. Hampe“: Nr. 24.
Abmessungen
- Objekt: 44,7 x 31,8 cm
Raum
nicht ausgestellt
Inventarnummer
54-1862
Permalink
Werkinformationen
Künstler |
|
---|---|
Werk |
|
Grunddaten |
|
Creditline | Kunsthalle Bremen - Der Kunstverein in Bremen, Foto: Karen Blindow, Public Domain Mark 1.0 |
nicht ausgestellt