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Walter Bertelsmann (*Bremen 1877 - † Worpswede 1963), Maler

Herbst in Bremen , 1907 bis 1909

Bertelsmann malte dieses Bild nach eigener Aussage im Herbst 1909 in seinem Elternhaus in der Bremer Innenstadt im Fedelhören Nr. 59. Er nannte es Herbst in der Bremer Vorstadt.(1) Da bereits im November 1907 ein Gemälde mit diesem Titel in der Kunsthalle ausgestellt war, könnte es auch zwei Jahre früher entstanden sein.(2) Den Blick aus seinem Elternhaus scheint Bertelsmann allerdings während seiner Besuche häufiger gemalt zu haben, das belegen weitere Bilder mit ähnlichen Titeln.(3) Im Herbst 1909 dürfte er aufgrund der Krankheit seines Vaters wohl häufiger Gast in seinem Elternhaus gewesen sein. Der Vater starb am Heiligen Abend desselben Jahres.
Der Blick gleitet von einem oberen Stockwerk über dicht stehende, weitgehend belaubte Bäume im Vordergrund auf im Spätsommerlicht liegende Hausdächer und Hinterhoffassaden. Das locker getupfte Grün in Laubwerk und Bäumen bildet einen lebendigen Kontrast zu den lichten farbigen Flächen der Hausfassaden, Dächer und Fenster im Hintergrund. Der verstellte Ausblick ist ungewöhnlich für Bertelsmanns Kompositionen, bevorzugte er doch meist weite, ausgedehnte Perspektiven. Dieses Bild dagegen erhält durch die Baumreihe im Vordergrund einen eher abgeschlossenen und undurchdringlichen Charakter. Der Kontrast aus klar abgegrenzten Farbflächen und zarten, locker gesetzten Farbtupfern zeigt Bertelsmann 1907/09 an der Wende zu einer zunehmend leichteren, impressionistischen Malweise, die statt kompakter Flächengebilde mehr und mehr die atmosphärische Erscheinung der Motive in zarten Farben und offenen, vielfach filigranen Pinselstrichen festhält.(4)
Bis in die dreißiger Jahre malte Bertelsmann mehrere Ansichten seiner Vaterstadt. Beliebte Motive waren die so genannte Bremer Vorstadt, in der sein Elternhaus stand, der Freihafen und der Überseehafen. Auch die Contrescarpe oder die Weser mit Blick auf die Innenstadt hielt er bei seinen Aufenthalten in der Stadt gerne in Gemälden und Aquarellen fest. 1928 entstanden drei großformatige Bilder vom Bremer Rathaus und dem Marktplatz für den Schnelldampfer „Bremen“ des Norddeutschen Lloyd, der 1941 zerstört wurde.
Das Bild Herbst in Bremen wurde im Oktober 1926 aus der Juryfreien Ausstellung der Künstlernothilfe in der Kunsthalle Bremen mit Staatsmitteln angekauft und kam als Leihgabe in die Kunsthalle. Die Ausstellung diente dazu, durch staatliche Ankäufe die wirtschaftlich schwierige Situation der Bremer Künstler in der Zeit der Inflation zu erleichtern.

Katharina Erling

(1) In einem Brief an Hans Wohltmann, Stade, vom 8. Dezember 1947 erwähnt er es als eines seiner Stadtbilder: „Das der Kunsthalle gehörende Bild Herbst in der Bremer Vorstadt (Blick aus meinem Elternhaus), gemalt 1909, erworben von Dr. Waldmann (1926), [gehört] dazu“. Der Brief ist abgedruckt in: Thomas Felgendreher: Walter Bertelsmann, Lilienthal 2005, S. 116.
(2) Herbst in der Bremer Vorstadt, s. dazu: Ausstellungsbuch 1906–1913, S. 36, Nr. 265, Eintrag vom 26. Oktober 1907.
(3) Im Dezember 1911 war in der Kunsthalle eine Landschaft Winterbild aus Bremens Vorstadt ausgestellt, s. dazu: Ausstellungsbuch 1906–1913, S. 176, Nr. 276, erwähnt von F. S.: Aus der Bremer Kunsthalle, in: Tageblatt, 10. Dezember 1911.
(4) Vgl. dazu Emil Waldmann: Einige bremische Künstler, in: Bremer Nachrichten, 5. Mai 1907; Waldmann beschreibt hier offensichtlich ein Bild mit einem ganz ähnlichen Blick aus dem Elternhaus im Winter.
Abmessungen
  • Objekt: 44 x 61 cm
Raum
ausgestellt: Mitgliederbüro
Inventarnummer
87-1926/7
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Werkinformationen

Künstler

Walter Bertelsmann (*Bremen 1877 - † Worpswede 1963), Maler

Werk
Titel:
Herbst in Bremen
Entstehungsdatum:
1907 bis 1909
Grunddaten
Abmessungen:
  • Objekt: 44 x 61 cm
Werktyp:
Gemälde
Technik:
Öl auf Leinwand
Bezeichnungen:
  • unten rechts signiert: W. Bertelsmann
Erwerbsinformation:

    1926

  • Erworben aus Mitteln der Freien Hansestadt Bremen (Stadtgemeinde) 1926
Creditline
  • © Nachlass Walter Bertelsmann

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ausgestellt: Mitgliederbüro