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NUTZUNGVON BILDDATEN
Anonym, deutsch (Bremen), 19. Jahrhundert (*1801 - † 1900), Maler
Bildnis Arndt, 1858
Enthalten in der Kollektion:
Bremer Malerei 1800 bis 1950 in der Kunsthalle Bremen
Provenienzforschung in der Kunsthalle Bremen
Unter dem Titel Bildnis Arndt vermachte Theodore Arndt dem Kunstverein in Bremen 1937 das Porträt eines Mannes. Im Inventarbuch der Kunsthalle wird es als Werk eines „bremischen Künstlers“ aus dem Jahr 1858 aufgeführt.(1) Das Bild ist weder signiert oder datiert.
Es zeigt halbfigurig einen sitzenden Mann im mittleren Alter vor einem schlichten braunen Hintergrund. Sein rundliches Gesicht, das dem Betrachter zugewandt ist, ist fein modelliert. Insbesondere die schmale Nase und der kleine Mund mit der geschwungenen Oberlippe zeugen von einem genauen Studium der Gesichtszüge des Dargestellten, der den Betrachter aus blauen Augen aufmerksam anblickt. Er trägt sein braunes Haar seitlich gescheitelt, hat zudem einen Kinn- und Backenbart.
Die Kleidung, die gefältelte Hemdbrust mit dem hohen Kragen, der über der sorgfältig gebundenen schwarzen Krawatte hervorschaut, die dunkle Weste mit Schalkragen und die schmale Form des Gehrockes (oder Fracks) mit der leicht abfallenden Schulterlinie sowie der sorgfältig gestutzte Backenbart entsprechen der Herrenmode in der Mitte des 19. Jahrhunderts, sodass das Porträt zwischen 1850 und 1860 entstanden sein könnte.(2) Die Kleidung ist sehr elegant und scheint von anspruchsvollem Schnitt und Material zu sein. Zudem trägt der Dargestellte eine kostbare, goldene Anstecknadel. Das deutet darauf hin, dass er einen gehobenen gesellschaftlichen Stand hatte.
Doch wer ist der Porträtierte? Die Bremer Adressbücher erfassen im Jahr 1858 sieben Männer, die den Nachnamen Arndt tragen.(3) Es handelt sich dabei um August Andreas (Kaufmann), Christian David (Kupferschmiedemeister), Christian (Kram- und Materialhändler), Heinrich (Kaufmann, Kramer, Teehändler), Johann Christian David (Richtersdiener), Johann Daniel (ohne Angabe) sowie Johann Gottlieb (Lehrer).(4) Stammbücher, Testamente oder Leichenbücher, die Aufschluss über Alter und Familienverhältnisse der Männer geben könnten, liegen jedoch nicht von allen Personen vor.(5)
Aus der Stammtafel des Kupferschmiedemeisters Christian David Arndt (1812–1881) und seiner Frau Margarethe Auguste Friederike Stier (um 1816–1880) geht hervor, dass unter ihren 10 Kindern eine Tochter mit dem Namen Johanne Theodore war, die 1856 in Bremen geboren wurde und laut Eintrag im Leichenbuch 1937 verstorben ist. Sie war die Stifterin des Bildnisses. Es liegt nahe, dass der Dargestellte ein Familienmitglied von ihr ist. Aufgrund seines Alters könnte es sich demnach um den Vater Theodore Arndts, den Kupferschmiedemeister Christian David Arndt handeln. Es scheint zunächst fraglich, ob ein Handwerker sich ein Porträt in so vornehmer Kleidung leisten konnte. Die Größe des Unternehmens von Arndt lässt sich heute nicht mehr feststellen, in den Leichenbüchern ist jedoch vermerkt, dass sowohl er als auch seine Frau ein Begräbnis „zweiter Klasse“ erhalten haben.(6) Die Beerdigungskosten, die für ein Privatgrab in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwischen 30 und 225 Mark lagen, wurden in fünf Klassen unterteilt.(7) Die Kosten für ein Grab der zweiten Klasse betrugen demnach 120 Mark, ein Preis, den sich nicht viele Menschen leisten konnten. Zwar deutet das Begräbnis zweiter Klasse auf den gehobenen Stand Christian David Arndts hin, es bleibt jedoch auffällig, dass der Kupferschmiedemeister einen solchen gesellschaftlichen Rang einnahm, wie ihn die Kleidung im Bild vermittelt: Der elegante Herr erscheint hier wie ein Unternehmer, der einem größeren Bereich vorsteht.
Henrike Hans
(1) Vgl. Inventarbuch der Kunsthalle Bremen 1937. Sowie: Jahresbericht des Vorstandes des Kunstvereins in Bremen über das Geschäftsjahr 1937/38, S. 10.
(2) Wir bedanken uns bei Frau Prof. Dr. Waltraud Dölp für diese Hinweise.
(3) Adressbuch der Stadt Bremen aus dem Jahr 1858.
(4) Staatsarchiv Bremen, Adressbücher aus dem Jahr 1858.
(5) Stammtafeln zu Arndt, Die Maus, Gesellschaft für Familienforschung e. V., Bremen.
(6) Leichenbuch 1881, Die Maus, Gesellschaft für Familienforschung e. V., Bremen, http://www.die-maus-bremen.de/Datenbanken/leichenbuch/index.php?id=einzel&ia=15637. Abrufdatum: 30.8.13.
(7) Leichenbücher 1875–1950, Die Maus, Gesellschaft für Familienforschung e. V., Bremen, http://www.die-maus-bremen.de/Datenbanken/leichenbuch/. Abrufdatum: 30.8.13
Es zeigt halbfigurig einen sitzenden Mann im mittleren Alter vor einem schlichten braunen Hintergrund. Sein rundliches Gesicht, das dem Betrachter zugewandt ist, ist fein modelliert. Insbesondere die schmale Nase und der kleine Mund mit der geschwungenen Oberlippe zeugen von einem genauen Studium der Gesichtszüge des Dargestellten, der den Betrachter aus blauen Augen aufmerksam anblickt. Er trägt sein braunes Haar seitlich gescheitelt, hat zudem einen Kinn- und Backenbart.
Die Kleidung, die gefältelte Hemdbrust mit dem hohen Kragen, der über der sorgfältig gebundenen schwarzen Krawatte hervorschaut, die dunkle Weste mit Schalkragen und die schmale Form des Gehrockes (oder Fracks) mit der leicht abfallenden Schulterlinie sowie der sorgfältig gestutzte Backenbart entsprechen der Herrenmode in der Mitte des 19. Jahrhunderts, sodass das Porträt zwischen 1850 und 1860 entstanden sein könnte.(2) Die Kleidung ist sehr elegant und scheint von anspruchsvollem Schnitt und Material zu sein. Zudem trägt der Dargestellte eine kostbare, goldene Anstecknadel. Das deutet darauf hin, dass er einen gehobenen gesellschaftlichen Stand hatte.
Doch wer ist der Porträtierte? Die Bremer Adressbücher erfassen im Jahr 1858 sieben Männer, die den Nachnamen Arndt tragen.(3) Es handelt sich dabei um August Andreas (Kaufmann), Christian David (Kupferschmiedemeister), Christian (Kram- und Materialhändler), Heinrich (Kaufmann, Kramer, Teehändler), Johann Christian David (Richtersdiener), Johann Daniel (ohne Angabe) sowie Johann Gottlieb (Lehrer).(4) Stammbücher, Testamente oder Leichenbücher, die Aufschluss über Alter und Familienverhältnisse der Männer geben könnten, liegen jedoch nicht von allen Personen vor.(5)
Aus der Stammtafel des Kupferschmiedemeisters Christian David Arndt (1812–1881) und seiner Frau Margarethe Auguste Friederike Stier (um 1816–1880) geht hervor, dass unter ihren 10 Kindern eine Tochter mit dem Namen Johanne Theodore war, die 1856 in Bremen geboren wurde und laut Eintrag im Leichenbuch 1937 verstorben ist. Sie war die Stifterin des Bildnisses. Es liegt nahe, dass der Dargestellte ein Familienmitglied von ihr ist. Aufgrund seines Alters könnte es sich demnach um den Vater Theodore Arndts, den Kupferschmiedemeister Christian David Arndt handeln. Es scheint zunächst fraglich, ob ein Handwerker sich ein Porträt in so vornehmer Kleidung leisten konnte. Die Größe des Unternehmens von Arndt lässt sich heute nicht mehr feststellen, in den Leichenbüchern ist jedoch vermerkt, dass sowohl er als auch seine Frau ein Begräbnis „zweiter Klasse“ erhalten haben.(6) Die Beerdigungskosten, die für ein Privatgrab in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwischen 30 und 225 Mark lagen, wurden in fünf Klassen unterteilt.(7) Die Kosten für ein Grab der zweiten Klasse betrugen demnach 120 Mark, ein Preis, den sich nicht viele Menschen leisten konnten. Zwar deutet das Begräbnis zweiter Klasse auf den gehobenen Stand Christian David Arndts hin, es bleibt jedoch auffällig, dass der Kupferschmiedemeister einen solchen gesellschaftlichen Rang einnahm, wie ihn die Kleidung im Bild vermittelt: Der elegante Herr erscheint hier wie ein Unternehmer, der einem größeren Bereich vorsteht.
Henrike Hans
(1) Vgl. Inventarbuch der Kunsthalle Bremen 1937. Sowie: Jahresbericht des Vorstandes des Kunstvereins in Bremen über das Geschäftsjahr 1937/38, S. 10.
(2) Wir bedanken uns bei Frau Prof. Dr. Waltraud Dölp für diese Hinweise.
(3) Adressbuch der Stadt Bremen aus dem Jahr 1858.
(4) Staatsarchiv Bremen, Adressbücher aus dem Jahr 1858.
(5) Stammtafeln zu Arndt, Die Maus, Gesellschaft für Familienforschung e. V., Bremen.
(6) Leichenbuch 1881, Die Maus, Gesellschaft für Familienforschung e. V., Bremen, http://www.die-maus-bremen.de/Datenbanken/leichenbuch/index.php?id=einzel&ia=15637. Abrufdatum: 30.8.13.
(7) Leichenbücher 1875–1950, Die Maus, Gesellschaft für Familienforschung e. V., Bremen, http://www.die-maus-bremen.de/Datenbanken/leichenbuch/. Abrufdatum: 30.8.13
Abmessungen
- Objekt: 60 x 48,35 cm
Raum
nicht ausgestellt
Inventarnummer
433-1937/5
Permalink
Werkinformationen
Künstler |
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Werk |
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Grunddaten |
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Provenienz |
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Creditline | Kunsthalle Bremen - Der Kunstverein in Bremen, Foto: Karen Blindow, Public Domain Mark 1.0 |
nicht ausgestellt