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NUTZUNGVON BILDDATEN
Wilhelm Steinhäuser (*Bremen 1817 - † Bremen 1903), Maler
Bildnis Henriette Friederike Steinhäuser, um 1841-43
Enthalten in der Kollektion:
Bremer Malerei 1800 bis 1950 in der Kunsthalle Bremen
Provenienzforschung in der Kunsthalle Bremen
In dem Bildnis stellt Wilhelm Steinhäuser seine Mutter, die Putzmacherin Henriette Friederike Steinhäuser, geb. Froböse dar. Sie wurde am 16. April 1788 in Diepholz als Tochter des Sattlermeisters Franz Heinrich Froböse und dessen Ehefrau Marie Friederike Köhnen geboren. Am 11. November 1812 heiratete sie in Bremen den Bildhauer und Spiegelfabrikanten Georg Andreas Steinhäuser. Sie starb am 16. Februar 1863 an den Folgen eines Nervenleidens.(1) Frau Steinhäuser hatte insgesamt acht Kinder, vier Söhne und vier Töchter. Am 14. März 1859 setzte sie ein Testament auf, in dem sie ihrem Sohn Franz die Nachlassverwaltung überantwortete.(2)
Henriette Friederike Steinhäuser erscheint im Brustbild vor grün-braunem Hintergrund. Das von rechts kommende Licht konzentriert sich auf das Gesicht und Teile der Kleidung. Ihr Körper ist nach rechts gerichtet, dabei wendet sie den Kopf zum Betrachter und blickt mit offenen Augen leicht an ihm vorbei nach links, so dass sie aufmerksam und lebhaft wirkt. Um den Mund spielt ein angedeutetes Lächeln. Aufgesetzte Glanzlichter und die Betonung von Unebenheiten durch Hell-Dunkelmodellierungen lassen das Gesicht lebendig und plastisch erscheinen.
Henriette Friederike Steinhäuser ist nach der Mode der zweiten Hälfte der 1830er Jahre
gekleidet. Sie trägt ein hochgeschlossenes, langärmliges, schwarzes Festtagskleid –
evtl. ein Mantelkleid – aus Samt oder Wollstoff mit flach aufliegendem Kragen in Weißstickerei.(3) Die tief abgesenkte Schulterpartie, stark aufgepolsterte Ärmel – sog. Hammelkeulen oder Schinkenärmel – und die von der Schulternaht schräg zur vorderen Mitte verlaufende Fältelung des Mieders sind typische Merkmale für die Gesellschaftskleidung dieser Zeit. Schwarze Gewänder galten als modisch und wurden besonders im Winter bevorzugt. Zeittypisch ist auch die feine weiße Spitzenhaube, die unter dem Kinn mit einer großen Seidenschleife gebunden ist. Sie wurde vornehmlich im Haus getragen und galt als Zeichen für Sittsamkeit und Ehrerbietung. In das mittelgescheitelte, leicht angegraute Haar, das am Ansatz streng zur Seite gekämmt ist, sind mit Kämmen zwei künstliche Haarteile mit Stocklocken gesteckt. Das gepflegte äußere Erscheinungsbild lässt auf Wohlstand schließen.(4)
Die Entstehungszeit des Porträts lässt sich zwischen 1841, als Wilhelm Steinhäuser von seinem Romaufenthalt nach Bremen zurückkehrte, und 1843 eingrenzen, denn bereits in diesem Jahr weilte er schon wieder in München und reiste anschließend weiter nach Rom, wo er vermutlich bis 1847 lebte. In den folgenden beiden Jahren ging er nach Belgien und Paris und kam erst 1849 nach Bremen zurück.(5) Die Datierung in die Jahre 1841–1843 wäre durchaus mit dem modischen Verhalten einer eher traditionsbewussten älteren Generation zu vereinbaren. Vermutlich zeitgleich zum Porträt der Mutter fertigte Steinhäuser das Bildnis seines Vaters an. Aufgrund des unterschiedlichen Formats und der Komposition erweisen sich die Elterndarstellungen als eigenständige Porträts und nicht als Pendants.(6) Sie dienten als private Erinnerungsbilder in der Familie, in der sie viele Jahre weitergegeben wurden, bis sie als Vermächtnis einer Verwandten in die Kunsthalle Bremen kamen.
Anke Schmidt-Staufenberg
(1) Civilstandsregister Bremen 1812, Trauungen, abgedruckt in: Harry Schwarzwälder: Versuch einer Darstellung vom Leben und Werk des Bildhauers Carl Steinhäuser 1813–1879, unveröffentlichtes Manuskript, Bremen 2004, A 1 und Ortsfamilienbuch Bremen und Vegesack, Familienbericht, DIE MAUS, Gesellschaft für Familienforschung e.V. Bremen.
(2) Vgl. Bremer Testamentbücher: Testament der Witwe Henriette Friederike Steinhäuser vom 14.3.1859 (FB 2928), Staatsarchiv Bremen und Civilstandsregister Bremen 1863, Sterbefälle, abgedruckt in: Schwarzwälder 2004 (wie Anm. 1), A 18.
(3) Wir danken Frau Prof. Waltraud Dölp, Hochschule für Künste Bremen, für die kostümhistorischen Informationen.
(4) Die Familie Steinhäuser zählte in Bremen zu den bekannten und angesehenen Familien, die durch künstlerische Tätigkeit mehrerer Familienmitglieder Zugang zur Oberschicht erlangte und durch Verheiratung der Kinder mit namhaften Bremern wie Pacius und Roselius verbunden war.
(5) Damals malte er u.a. Johanna Wilhelmine Smidt, geb. Rohde, die Frau des berühmten Bremer Bürgermeisters, vgl. Kunst und Bürgerglanz in Bremen, Kat. Ausst. Focke Museum Bremen 2000, Abb. S. 88.
(6) Zum Thema Ehepaarporträt vgl. Carola Muysers: Das bürgerliche Portrait im Wandel (= Studien zur Kunstgeschichte, Bd. 141), Hildesheim / Zürich / New York 2001, S. 126f. und Hans-Joachim Raupp / Ulrich Großmann (Hg.): Portraits. Niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts der SØR Rusche-Sammlung, Münster / Hamburg / London 1995, S.4 f.; vgl. auch das Bildnis Georg Andreas Steinhäuser.
Henriette Friederike Steinhäuser erscheint im Brustbild vor grün-braunem Hintergrund. Das von rechts kommende Licht konzentriert sich auf das Gesicht und Teile der Kleidung. Ihr Körper ist nach rechts gerichtet, dabei wendet sie den Kopf zum Betrachter und blickt mit offenen Augen leicht an ihm vorbei nach links, so dass sie aufmerksam und lebhaft wirkt. Um den Mund spielt ein angedeutetes Lächeln. Aufgesetzte Glanzlichter und die Betonung von Unebenheiten durch Hell-Dunkelmodellierungen lassen das Gesicht lebendig und plastisch erscheinen.
Henriette Friederike Steinhäuser ist nach der Mode der zweiten Hälfte der 1830er Jahre
gekleidet. Sie trägt ein hochgeschlossenes, langärmliges, schwarzes Festtagskleid –
evtl. ein Mantelkleid – aus Samt oder Wollstoff mit flach aufliegendem Kragen in Weißstickerei.(3) Die tief abgesenkte Schulterpartie, stark aufgepolsterte Ärmel – sog. Hammelkeulen oder Schinkenärmel – und die von der Schulternaht schräg zur vorderen Mitte verlaufende Fältelung des Mieders sind typische Merkmale für die Gesellschaftskleidung dieser Zeit. Schwarze Gewänder galten als modisch und wurden besonders im Winter bevorzugt. Zeittypisch ist auch die feine weiße Spitzenhaube, die unter dem Kinn mit einer großen Seidenschleife gebunden ist. Sie wurde vornehmlich im Haus getragen und galt als Zeichen für Sittsamkeit und Ehrerbietung. In das mittelgescheitelte, leicht angegraute Haar, das am Ansatz streng zur Seite gekämmt ist, sind mit Kämmen zwei künstliche Haarteile mit Stocklocken gesteckt. Das gepflegte äußere Erscheinungsbild lässt auf Wohlstand schließen.(4)
Die Entstehungszeit des Porträts lässt sich zwischen 1841, als Wilhelm Steinhäuser von seinem Romaufenthalt nach Bremen zurückkehrte, und 1843 eingrenzen, denn bereits in diesem Jahr weilte er schon wieder in München und reiste anschließend weiter nach Rom, wo er vermutlich bis 1847 lebte. In den folgenden beiden Jahren ging er nach Belgien und Paris und kam erst 1849 nach Bremen zurück.(5) Die Datierung in die Jahre 1841–1843 wäre durchaus mit dem modischen Verhalten einer eher traditionsbewussten älteren Generation zu vereinbaren. Vermutlich zeitgleich zum Porträt der Mutter fertigte Steinhäuser das Bildnis seines Vaters an. Aufgrund des unterschiedlichen Formats und der Komposition erweisen sich die Elterndarstellungen als eigenständige Porträts und nicht als Pendants.(6) Sie dienten als private Erinnerungsbilder in der Familie, in der sie viele Jahre weitergegeben wurden, bis sie als Vermächtnis einer Verwandten in die Kunsthalle Bremen kamen.
Anke Schmidt-Staufenberg
(1) Civilstandsregister Bremen 1812, Trauungen, abgedruckt in: Harry Schwarzwälder: Versuch einer Darstellung vom Leben und Werk des Bildhauers Carl Steinhäuser 1813–1879, unveröffentlichtes Manuskript, Bremen 2004, A 1 und Ortsfamilienbuch Bremen und Vegesack, Familienbericht, DIE MAUS, Gesellschaft für Familienforschung e.V. Bremen.
(2) Vgl. Bremer Testamentbücher: Testament der Witwe Henriette Friederike Steinhäuser vom 14.3.1859 (FB 2928), Staatsarchiv Bremen und Civilstandsregister Bremen 1863, Sterbefälle, abgedruckt in: Schwarzwälder 2004 (wie Anm. 1), A 18.
(3) Wir danken Frau Prof. Waltraud Dölp, Hochschule für Künste Bremen, für die kostümhistorischen Informationen.
(4) Die Familie Steinhäuser zählte in Bremen zu den bekannten und angesehenen Familien, die durch künstlerische Tätigkeit mehrerer Familienmitglieder Zugang zur Oberschicht erlangte und durch Verheiratung der Kinder mit namhaften Bremern wie Pacius und Roselius verbunden war.
(5) Damals malte er u.a. Johanna Wilhelmine Smidt, geb. Rohde, die Frau des berühmten Bremer Bürgermeisters, vgl. Kunst und Bürgerglanz in Bremen, Kat. Ausst. Focke Museum Bremen 2000, Abb. S. 88.
(6) Zum Thema Ehepaarporträt vgl. Carola Muysers: Das bürgerliche Portrait im Wandel (= Studien zur Kunstgeschichte, Bd. 141), Hildesheim / Zürich / New York 2001, S. 126f. und Hans-Joachim Raupp / Ulrich Großmann (Hg.): Portraits. Niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts der SØR Rusche-Sammlung, Münster / Hamburg / London 1995, S.4 f.; vgl. auch das Bildnis Georg Andreas Steinhäuser.
Abmessungen
- Objekt: 61,5 x 50 cm
Raum
nicht ausgestellt
Inventarnummer
672-1954/41
Permalink
Werkinformationen
Künstler |
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Werk |
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Grunddaten |
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Provenienz |
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Creditline | Kunsthalle Bremen - Der Kunstverein in Bremen, Foto: Karen Blindow, Public Domain Mark 1.0 |
nicht ausgestellt