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Karl Dannemann (*Bremen 1896 - † Werder (Havel) 1945), Maler

Expressionistische Komposition , 1925-1929

Im Vordergrund sitzt ein heulender Hund mit zurückgelegtem Kopf vor einem kreisförmigen Blumenbukett aus roten, gelben und orangefarbenen Tulpen. Im Hintergrund des Bildes herrschen zunehmend fahlere Töne. Hinter dem Bukett erscheinen rechts und links zwei klagende bzw. elegisch anmutende Paare mit maskenhaften Gesichtern. Die Klage des Hundes beherrscht die Stimmung und entspricht der weitgehend düsteren Farbgebung in dieser eng verzahnten, ausweglos anmutenden Komposition. Im Unterschied zu der schwungvoll lockeren Malweise Dannemanns in den zwanziger Jahren sind hier Figuren und Blumen flächig und mit breiten Konturen gemalt, wobei die realistischer gehaltene Gestalt des Hundes im Vordergrund deutlich im Kontrast zu den maskenhaften Figuren in und hinter den Kreissegmenten steht.
Die Komposition ist ungewöhnlich für Dannemanns Werk, sowohl in der gedämpften Farbigkeit als auch in der flächigen Vereinfachung der Motive und ihrer abstrahierenden Geometrisierung. Da sein Werk verstreut, vielfach wohl auch zerstört und nicht im Überblick zugänglich ist, müssen zeitgenössische Berichte als Anhaltspunkt zur Einordnung des Bildes dienen. Emil Waldmann etwa erwähnte, dass Dannemann neben seinen „Landschaftserinnerungen“ auch „Erlebnisse[n] seelischer Art“ in der Art von Munch gemalt habe.(1) In diesem Zusammenhang würden die unheilvolle Stimmung des vorliegenden Bildes und die nicht narrativ aufzuschlüsselnde Figurenkonstellation verständlich. 1932 zeigte Dannemann in der Kunsthalle Bremen eine umfangreiche Ausstellung mit Aquarellen und Temperabildern, überwiegend Landschaften aus der Berliner Umgebung, in denen er sich offensichtlich von dem Einfluss seines Lehrers Slevogt freigemacht und einer verfestigten, expressiveren Malweise zugewandt hatte. Soweit lässt es eine Besprechung dieser Ausstellung vermuten: „Wer diese Aquarelle und Temperabilder gemalt hat, kommt Utrillo eher nahe als Slevogt, berührt sich mit Radziwill und vielen anderen mehr […] Seltsam blühen die Farben, weich, voll romantischen Zaubers; sie ergeben […] eine Idylle oder aber ein dunkles, gespenstisches Gesicht […]. Die Komposition ist sehr überlegt und lässt sich auf bestimmte kubische Formen zurückleiten.“(2) Zwei Zeichnungen in der Sammlung der Kunsthalle belegen diese spätere Hinwendung zu kraftvollen Konturen und flächiger Gesamtwirkung.(3) Die Expressionistische Komposition dürfte ähnlich wie diese in den späten zwanziger Jahren entstanden sein. Wenig später wandte Dannemann sich in Berlin mehr und mehr der Schauspielerei zu und gab die Malerei weitgehend auf.

Katharina Erling

(1) Emil Waldmann: Bremer Künstler, in: Niedersachsen 25, 1919/20, S. 273.
(2) Robert Kain: Ausstellung in der Kunsthalle, in: Weser-Zeitung, 15. August 1932.
(3) Bildnis eines Mannes, blaue Kreide auf Papier, 255 x 190 mm (Inv. Nr. 2008/34) und Zwei Figuren, Beistift und Aquarell auf Papier, 255 x 190 mm (Inv. Nr. 2008/35), Kunsthalle Bremen, Kupferstichkabinett.
Abmessungen
  • Objekt: 69 x 53,5 cm
Raum
nicht ausgestellt
Inventarnummer
76-1947/1
Permalink

Werkinformationen

Künstler

Karl Dannemann (*Bremen 1896 - † Werder (Havel) 1945), Maler

Werk
Titel:
Expressionistische Komposition
Entstehungsdatum:
1925-1929
Grunddaten
Abmessungen:
  • Objekt: 69 x 53,5 cm
Werktyp:
Gemälde
Technik:
Öl auf Leinwand
Bezeichnungen:
  • unten rechts signiert: K. Dannemann.
Erwerbsinformation:

    1947

  • Vermächtnis Helene und Arnold Blome, Bremen 1947
Creditline
  • Kunsthalle Bremen - Der Kunstverein in Bremen

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nicht ausgestellt