Größere Ansicht

Albert Ritterhoff (*Bremen 1869 - † Bremen 1910), Zeichner

Bildnis Fürst Otto von Bismarck , 1895

Als Vorlage für dieses Bildnis des ersten deutschen Reichskanzlers (1815–1898) diente vermutlich eine Fotografie, auf der Bismarck in fortgeschrittenem Alter nach seiner Entlassung aus dem Staatsdienst durch Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1890 als Privatier mit weißer Halsbinde, Weste und Mantel zu sehen ist. Ähnlich wie auf dem Foto Bismarck im Hausanzug von 1894 etwa, zeigte Ritterhoff den „eisernen Kanzler“ in Frontalansicht mit kritisch nach rechts oben gerichtetem Blick und in starker Ausleuchtung von links.(1) Im gemalten Bildnis wie im Foto betonen Schatten die Faltenbildung: die stark ausgeprägten Krähenfüße unter den Augen, die harten Linien auf dem Nasenrücken und an der Kinnpartie und die Hautfalten am Hals. Auch der Schwung des rechten Ohres und die Schleifen der Halsbinde sind nahezu identisch.
Ritterhoff malte das Gesicht Bismarcks in sorgfältiger, fein modellierender Pastelltechnik. Die Schulterpartie mit den Ärmelansätzen und der Reverskragen über der Brust sind dagegen großzügiger in flottem Malduktus angelegt. Auf dem Gemälde ist die Büste nach unten nicht weiter ausgeführt, sondern nur in leichten Schattierungen angedeutet. Ritterhoff versuchte in seinem Bildnis ganz offensichtlich, die Züge Bismarcks möglichst detailliert und naturgetreu wiederzugeben und stellte damit seine Malerei in den Dienst einer besseren Fotografie in Farbe. Mit dem 1895 entstandenen Gemälde wollte er vielleicht mit Blick auf die Bildnisse Bismarcks von Franz von Lenbach, die er aus seiner Münchner Zeit kennen konnte, ein Vorzeigebild und Beleg für seine Fertigkeit im Porträtmalen schaffen. Vielleicht war es auch ein Auftragsbild. Wie die kleine Ausstellung von Ritterhoffs Porträts in der Kunsthalle Bremen 1908 belegt, malte er gerne zeitgenössische Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.(2) Darunter befanden sich seine Freunde aus dem Kreis der Bremer Reformtheologen, aber auch ein Porträt eines „General Bock“, vermutlich ein preußischer Militär aus der Familie von Bock und Polach. Inwiefern Ritterhoff auch andere Bildnisse nach fotografischen Vorlagen anfertigte, lässt sich heute aus Mangel an überlieferten Gemälden nicht mehr sagen.

Katharina Erling

(1) Bismarck im Hausanzug, 1894, Foto Hahn, in: Bismarck. Des eisernen Kanzlers Leben in annähernd 200 Bildern nebst einer Einführung, hg. von Walter Stein im Jahre des 100. Geburtstages Bismarcks und des großen Krieges, Siegen / Leipzig 1915, Abb. S. 95.
(2) Ausstellungsbuch 1906–1912 im Archiv der Kunsthalle Bremen, S. 68, 3. Dezember 1908: Nr. 691: Porträt Steudel, Nr. 692: Porträt Kalthoff, Nr. 693: Porträt Vinnen, Nr. 694.
Abmessungen
  • Objekt: 65,5 x 47 cm
Raum
nicht ausgestellt
Inventarnummer
1091-1972/39
Permalink

Werkinformationen

Künstler

Albert Ritterhoff (*Bremen 1869 - † Bremen 1910), Zeichner

Werk
Titel:
Bildnis Fürst Otto von Bismarck
Entstehungsdatum:
1895
Grunddaten
Abmessungen:
  • Objekt: 65,5 x 47 cm
Werktyp:
Zeichnung
Technik:
Pastell auf Papier
Bezeichnungen:
  • unten rechts signiert und datiert: A Ritterhoff 95.
Erwerbsinformation:
  • Alter Bestand
Creditline
  • Kunsthalle Bremen - Der Kunstverein in Bremen

DownloadDatensatz (PDF)

nicht ausgestellt