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Edgar Degas (*Paris 1834 - † Paris 1917), Lithograph

Lesende, um 1885

Edgar Degas beschäftigte sich intensiv mit druckgraphischen Techniken. Sein Interesse ging über die konventionell angewandten Verfahren hinaus, technisch sind viele seiner Druckgraphiken als experimentell zu bezeichnen. So auch die hier vorliegende Monotypie. Degas beschäftigte sich seit 1877 mit der Technik der Monotypie, bei der mit Künstler*innen auf der blanken Kupfer- oder Zinkplatte mit (fetthaltiger) Druckfarbe zeichnen ohne vorher - wie in der Radierung oder Kaltnadel - einzelne Linien eingekratzt oder geätzt zu haben. Die so entstandene Zeichnung auf der glatten Platte wird durch die Druckerpresse auf Papier abgezogen, dabei geht das Motiv vollständig auf das Papier über. Das Ergebnis weist einen äußerst malerischen bzw. zeichnerischen Charakter auf, den auch Degas zu erzielen suchte, der die Monotypie als "dessin fait à l'encre grasse et imprimé" (mit fettiger Druckfarbe gedruckte Zeichnung) beschrieb. Degas kam durch Ludovic-Napoléon Lepic mit dieser äußerst experimentellen Technik in Kontakt.
Für seine "Lesende" strich Degas die Druckplatte zunächst komplett mit schwarz-grauer Druckfarbe ein und arbeitete anschließend durch Freischaben der entsprechenden Linien das Motiv der liegenden Nackten heraus. Das Bremer Blatt beweist den Wunsch Degas' die Grenzen der eigentlich auf einen Abzug beschränkten Technik auszuloten. Es handelt sich bei dem Verso des Bremer Blattes um einen zweiten, im Kontrast deutlich schwächeren Abzug einer Monotypie (heute in der National Gallery of Art, Washington D.C.). Unzufrieden mit der limitierten Technik hatte Degas versucht - wie bereits andere Künstler des 17. Jahrunderts, etwa Giovanni Benedetto Castiglione - einen zweiten Abzug des noch geisterhaft auf der Platte befindlichen Motivs herzustellen. Da dieser zweite Abzug äußerst schwach wirkte, versuchte er sein Glück erneut indem er einen Abklatsch des ersten (Washingtoner) Abzugs anfertigte, das heißt den ersten Druck mit der Rückseite des zweiten Abzugs bedeckte und mit der Druckplatte beschwert nochmals durch die Druckerpresse laufen ließ, wodurch das Bremer Blatt einen doppelten Plattenrand erhielt. Das (heutige) Recto ist deshalb kräftiger in der Farbigkeit, zeigt die Lesende jedoch spiegelverkehrt. Auch Degas Widmung an Lepic, im ersten Abzug der Monotypie in Washington noch gut lesbar, erscheint im Abklatsch (Recto) spiegelverkehrt. Neben Zink- und Kupferplatten experimetierte Degas auch mit Monotypien auf Celluloid sowie mit verschiedenen Ätzgründen und Säuren in der Radierung und Aquatinta.
Maria Aresin
Abmessungen
  • Darstellung: 379 x 277 mm
  • Blatt: 501 x 353 mm
Raum
Werk nicht ausgestellt. Vorlage auf Anfrage möglich.
Inventarnummer
1960/457 recto
Permalink

Werkinformationen

Künstler

Edgar Degas (*Paris 1834 - † Paris 1917), Lithograph

Werk
Titel:
Lesende
Entstehungsdatum:
um 1885
Grunddaten
Abmessungen:
  • Darstellung: 379 x 277 mm
  • Blatt: 501 x 353 mm
Technik:
Abklatsch einer Monotypie
Bezeichnungen:
  • unten links innerhalb der Darstellung spiegelverkehrt signiert: Degas a Lepic
  • links unterhalb der Darstellung von fremder Hand mit Bleistift bezeichnet: 32. eai
  • unterhalb der Darstellung von fremder Hand mit Bleistift bezeichnet: Repos.
  • unterhalb der Darstellung von fremder Hand mit Bleistift bezeichnet: N° 257 de Cu varte Gegas.
  • unterhalb der Darstellung von fremder Hand mit Bleistift bezeichnet: 60/457
Stempel:
  • unten rechts am Darstellungsrand: Prägestempel Kunsthalle Bremen
  • verso oberhalb der Darstellung: Kunsthalle Bremen (Lugt 292)
  • verso oberhalb der Darstellung: roter, ovaler Stempel (nicht genauer bestimmbar)
Werkverzeichnisse:
  • Adhémar Cachin.60.165 I (von I)
  • IFF après 1800 VI.112.52 I (von I)
  • Beraldi (Graveurs XIXe Siècle) V unbeschrieben
Erwerbsinformation:

    1960

  • Erworben 1960
Objektreferenz
  • Referenz

Ikonografie
Creditline Kunsthalle Bremen - Der Kunstverein in Bremen, Foto: Karen Blindow, Public Domain Mark 1.0

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Werk nicht ausgestellt. Vorlage auf Anfrage möglich.