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Johann Heinrich Menken

* Bremen 1766 - † Bremen 1839

Mit Johann Heinrich Menken und seinem Sohn Gottfried traten in Bremen erstmals Maler auf, die die Stadt Bremen und die Landschaft der Umgebung in Stimmung und Eigenart festhielten. Ihre Bilder entstanden überwiegend zwischen 1790 und 1839. Während der Vater Johann Heinrich Menken überwiegend Tier- und Landschaftsbilder malte, widmete sich der Sohn auch aktuellen Themen, wie sie die Belagerung Bremens durch die napoleonischen Truppen und seine Befreiung mit sich brachten.
Johann Heinrich Menken wurde am 19. Juli 1766 als ältester Sohn des Bremer Kaufmanns Gootje Menken und seiner Frau Marie Sophie Eleonore geb. Tilling geboren. Sein Großvater mütterlicherseits war Pastor in Bremen-Oberneuland. Unter seinen Vorfahren finden sich Gelehrte, Schriftsteller und Pastoren. Der Vater verlor sein Geschäft und musste die Familie als Milchhändler und Kapitän der Bürgerwehr der Vorstadt durchbringen. Von den dreizehn Kindern überlebten nur sieben, darunter auch der jüngere Bruder Gottfried Menken (1768–1831), der als Theologe bekannt geworden ist.
Menken besuchte das angesehene Pädagogium in Bremen, das er 1779 jedoch vorzeitig verließ. Mit 13 Jahren begann er eine kaufmännische Lehre bei der Firma Wichelhausen & Blancke „Droguerey-, Material- und Farbewaaren“ an der Schleifmühle. Zwölf Jahre blieb er dort; in dieser Zeit wandte er sich unter Ansporn und Anleitung der Bremer Maler G. C. Berkenkamp und Johann Peter Gerhard Bleidorn dem Zeichnen nach der Natur zu. Eine bedeutende Rolle für seinen künstlerischen Werdegang spielte der kunstsinnige Leinenkaufmann Peter Wilckens (1735–1809). Dieser wurde sein wichtigster Förderer und Mäzen, er besaß bei seinem Tod 1809 über 30 Ölbilder Johann Heinrich Menkens sowie zahlreiche Handzeichnungen und Radierungen.
Wilckens stellte ihm wohl auch die Mittel für ein Studium zur Verfügung. Von 1792 bis 1795 besuchte Menken die Kunstakademie Dresden. Sein Lehrer war der Tier- und Landschaftsmaler Johann Christian Klengel (1751–1824), der mit seiner an den Niederländern des 17. Jahrhunderts geschulten, zwischen idealer und realistischer Naturanschauung vermittelnden Landschaftsmalerei entscheidenden Einfluss auf Menkens künstlerische Entwicklung hatte.
1795 ließ sich Menken als Maler in Bremen nieder. Auf Vermittlung seines Förderers Wilckens erhielt er mehrere Aufträge und machte sich in der Bürgerschaft schnell einen Namen. 1796 ging er erneut für ein knappes Jahr zu Klengel nach Dresden. Der schnelle Erfolg soll nach Meinung seiner Zeitgenossen zu Selbstüberschätzung und mangelnder weiterer Ausbildung seines Talentes geführt haben. In Dresden habe er sich 1797 eine „Hurtigmalerei“ zugelegt, die ihm als oberflächliche „unselige fa presto“ Methode vorgeworfen wurde.(1) So zogen sich einstige Freunde und Unterstützer in Bremen von ihm zurück, die Aufträge blieben aus. 1797 heiratete Menken seine Kusine Ida Adriana Dreyer, Tochter seines Onkels, des Ratsherrn Gustav Wilhelm Dreyer (1749–1800), der den Künstler wohlwollend unterstützte. Am 4. März 1799 kam der Sohn Gottfried zur Welt, der später ebenfalls Maler wurde.(2) Wohl in der Hoffnung, an anderem Orte Fuß zu fassen, zog die Familie im Herbst 1799 nach Wetzlar zu dem Bruder Gottfried, der dort als Prediger der reformierten Gemeinde tätig war. Im November 1801 kehrten sie nach Bremen zurück. Gottfried folgte 1802 als Pastor von St. Pauli in die Bremer Neustadt. Neben der Malerei versuchte Johann Heinrich Menken, mit Radierungen und Kupferstichen sein Auskommen zu verbessern und unterrichtete Zeichnen am Pädagogium in Bremen. Eine besondere Vorliebe von ihm galt seit 1803 den satirischen Tierfabeln von Heinrich von Alkmaar und Jacob Campo Weyermann. Er entwarf ebenfalls Illustrationen zu Tierfabeln und schuf u.a. sieben Zeichnungen für Goethes Reineke der Fuchs.
Erst die Übernahme des Amtes eines „Capitains der Vorstadt“ von seinem Vater im Jahr 1807 brachte ein festes Einkommen von jährlich 250 Talern mit sich und verbesserte die Lage der inzwischen auf sieben Kinder angewachsenen Familie. Menken übernahm damit die polizeiliche Überwachung der fünf vorstädtischen Bereiche und war für die Instandhaltung der Straßen, Deiche und Kanäle sowie für die Leitung der Bürgerkompanien zuständig. Auch nach der Besetzung Bremens durch die Franzosen im Oktober 1806 behielt er dieses Amt inne, bis es am 1. Januar 1811 mit der Einverleibung Bremens in das Napoleonische Kaiserreich aufgehoben wurde. Ohne festes Gehalt stieg die wirtschaftliche Notlage der Familie. Sie besserte sich erst nach dem Abzug der französischen Truppen durch Menkens Ernennung zum Polizeikommissar für die Vorstädte im Juni 1814.
Mit Hilfe einiger Freunde konnte Menken seinen Ruf als Maler und Radierer auch außerhalb von Bremen festigen. So machte Dr. Nicolaus Meyer, Goethes „Bremer Freund“, den Dichterfürsten in Weimar mit den Werken Menkens bekannt. Goethe äußerte sich 1806 anlässlich einer Kunstausstellung in Weimar in der Jenaer Literaturzeitung lobend über Menkens Illustrationen zu den Fabelgedichten Henning der Hahn oder zu Äsops Fabeln und bescheinigte ihm „entschiedenes Talent“. (3) Später gelang es dem Schriftsteller Carl Jakob Ludwig Iken, einem guten Bremer Freund Menkens, Goethe für die Vermittlung einer Ehrenpromotion für Menken aufgrund seiner literarischen und kunstkritischen Beiträge zu gewinnen. Am 20. November 1817 wurde er von der philosophischen Fakultät der Universität Jena zum Ehrendoktor promoviert. In Bremen honorierte man dies 1818 durch seine Ernennung zum Professor der schönen Künste. 1824 wurde er zusammen mit seinem Sohn Gottfried Ehrenmitglied des 1823 gegründeten Kunstvereins.(4) Am 19. September 1827 vernichtete ein Feuer das Haus am Ostertorsteinweg 39; mit ihm verbrannte ein Großteil seiner und seines Sohnes künstlerischer Arbeiten und seiner Kunstsammlung.(5) Menken verwand diesen Schlag nicht. Nach 1828 war er als Künstler nicht mehr tätig. Seine Geschäfte übernahmen die Söhne Gottfried und Gustav Wilhelm Menken. Den frühen Tod seines Sohnes Gottfried überlebte Johann Heinrich nur um wenige Wochen. Er starb am 1. Januar 1839.
Menken muss eine zwiespältige, wohl auch labile und zu Stimmungswandlungen neigende Persönlichkeit gewesen sein, wodurch er sich die Gunst vieler kunstsinniger Bremer Bürger verscherzte.(6) In der wirtschaftlich schwierigen Besatzungszeit unter den Franzosen betätigte er sich zusätzlich als Restaurator und Kunsthändler. Dabei führte seine Geschicklichkeit im Kopieren alter Meister mitunter wohl auch zu Übermalungen seiner Erwerbungen und deren Verwandlung in echte „Potters, Ruysdaels und Adrian van de Veldes“.(7) Der Kunstverein in Bremen zeigte die Bilder von Johann Heinrich Menken und seinen Söhnen Gottfried und Wilhelm bereits in seinen ersten Ausstellungen 1829 bis 1856 regelmäßig, oft zusammen mit den Niederländern des 17. Jahrhunderts und bekannten zeitgenössischen Malern wie Johann Christian Klengel, Johan Christian Clausen Dahl, Caspar David Friedrich, Gerhard von Kügelgen oder Johann H. W. Tischbein. Aus den Katalogen geht hervor, dass viele Bremer Sammler, aber auch der Kunstverein, früh Bilder von ihnen angekauft haben.
Die Gemälde von Johann Heinrich Menken schildern die ländliche Umgebung Bremens in der Art der Alten Niederländer mit weiten Wiesengründen, Weidevieh, alten Bäumen, Wasserläufen, alten Kirchen und hohen bewölkten Himmeln. In Bremen beherrschte damals die altniederländische Malerei den Geschmack der Zeit. Menken wählte vor allem die Tiermaler Paulus Potter, Aelbert Cuyp, Karel Dujardin und Adriaan van de Velde, aber auch Landschaftsmaler wie Jacob van Ruisdael oder Jan Both als Vorbilder. Mit seinen charakteristischen Motiven aus Bremen und umliegenden Ortschaften wie Oberneuland, Osterholz oder Lilienthal, wo er häufig malte und zeichnete, darf er als Porträtist der heimatlichen Landschaft gelten.(8) Dabei zeigt er die Landschaft ganz im Sinne des vorangegangenen „empfindsamen“ Zeitalters als Ausdruck eines gottgeschaffenen Idealzustandes wie in einem Spiegel innerer Gelassenheit und glücklicher Harmonie. Nach seinem Biograph Werner Vogt war Johann Heinrich Menken der erste Bremer Maler, der „die Fähigkeit zeigte, Stadtbild und topographische Einzelheiten dieser Gegend mit Atem zu erfüllen, das Klima und gleichzeitig den Geruch des Bodens, auf dem die Menschensiedlung Bremens gewachsen ist, in seine Bilder mit einzubeziehen.“ (9)

Katharina Erling

(1) [Justus Gottfried Thumsener]: Rückblick auf Johann Heinrich Menkens Bedeutung als Künstler, in: Bremisches Conversationsblatt Nr. 12, 10. Februar 1839, S. 71; Werner Vogt: Die Maler Johann Heinrich Menken (1766–1839) und Gottfried Menken (1799–1838). Ein Beitrag zur bremischen Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts, in: Bremisches Jahrbuch 33, 1975, S. 151.
(2) Vergleiche auch die Texte zu Gottfried Menkens Bildern in der Kunsthalle Bremen.
(3) Vogt 1975 (wie Anm. 1), S. 160–161. S.a.: Wilhelm Hurm: Biographien der Maler Johann Heinrich Menken (Vater) und Gottfried Menken (Sohn), in: ders.: Beschreibendes Verzeichnis der Gemälde und Bildhauerwerke des Kunstvereins zu Bremen, Bremen 1892, S. 169.
(4) Vogt 1975 (wie Anm. 1), S. 159–172.
(5) Carl Hermann Gildemeister, in: Bremer Nachrichten, 24. September 1827.
(6) [Justus Gottfried Thumsener]: Die bremischen Maler Johann Heinrich Menken und dessen Sohn Gottfried Menken, in: Bremisches Conversationsblatt Nr. 10, 3. Februar 1839, S. 59.
(7) Vogt 1975 (wie Anm. 2), S. 150, Anm. 26, S. 158, Anm. 50; Hurm 1892 (wie Anm. 3), S. 173.
(8) Vgl. dazu den umfangreichen Zeichnungsbestand in der Kunsthalle Bremen.
(9) Werner Vogt: Einführung, in: Johann Heinrich Menken, Gottfried Menken. Zwei Bremer Maler des frühen 19. Jahrhunderts, Kat. Ausst. Focke-Museum, Bremen 1971, o.S.
Das Mühlenfeld bei Oberneuland
Das Mühlenfeld bei Oberneuland , undatiert

Johann Heinrich Menken (*Bremen 1766 - † Bremen 1839), Maler

Waldlandschaft
Waldlandschaft , 1802

Johann Heinrich Menken (*Bremen 1766 - † Bremen 1839), Maler

Hütte am Flussufer
Hütte am Flussufer , undatiert

Johann Heinrich Menken (*Bremen 1766 - † Bremen 1839), Maler

Rinder auf der Weide
Rinder auf der Weide , um 1800/1810

Johann Heinrich Menken (*Bremen 1766 - † Bremen 1839), Maler

Vieh auf der Weide
Vieh auf der Weide , undatiert

Johann Heinrich Menken (*Bremen 1766 - † Bremen 1839), Maler

Lilienthal
Lilienthal , 1781-1839

Johann Heinrich Menken (*Bremen 1766 - † Bremen 1839), Radierer

Oberneuland
Oberneuland , 1781-1839

Johann Heinrich Menken (*Bremen 1766 - † Bremen 1839), Radierer