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Walter Bertelsmann (*Bremen 1877 - † Worpswede 1963), Maler

Blick vom Weyerberg auf die Mühle (Winterlandschaft) , um 1910

Der Blick vom Weyerberg auf die Worpsweder Mühle und einzelne Gehöfte ist wohl vor Ort im Freien gemalt worden. Die rasche, die Leinwand an manchen Stellen frei lassende Pinselschrift und die fein abgestuften, zarten Farben zeigen alle Anzeichen einer frischen Naturstudie. Das Thema ist die winterliche Landschaft bei Worpswede unter einem hohen Schneehimmel. Winterliche Stimmungen und tief verschneite Landschaften waren aufgrund der besonderen Farb- und Lichtwirkungen ein Lieblingsthema des Künstlers. Bertelsmann malte fast immer im Freien, auch bei Wind und Wetter, und nannte diese Bilder Studien bzw. „Stimmungen“. Einige dieser so genannten Studien wurden später aus der Erinnerung und mit Hilfe der jeweiligen Vorlage im Atelier in größere Formate übertragen. Im Unterschied zu den kontrastreichen und in kräftigen Farben gehaltenen Landschaften seiner ersten Worpsweder Jahre findet man in dieser Winterlandschaft eine ungewöhnlich lockere, skizzenhafte Malerei, die ganz der spontanen Naturaufnahme verpflichtet ist. Bereits kurz nach seiner Lehrzeit bei Hans am Ende löste sich Bertelsmann um 1906 von dem Einfluss seines Lehrers und fand bis 1909/10 zu einer spontanen Malweise, mit der er Licht und die Stimmung des jeweiligen Augenblicks festhielt. Die filigrane, offene Linienführung in diesem Bild ist charakteristisch für die Zeit um 1910. In der zarten Farbigkeit und der atmosphärischen Dichte steht es den impressionistischen Bildern eines Camille Pisarro oder Alfred Sisley nahe. Bertelsmann, der häufig in die Kunsthalle ging und die Sammlung gut kannte, hatte bereits in der Internationalen Kunstausstellung Bremen 1906 und der Grossen Kunstausstellung Bremen 1910 (Februar/März) Gelegenheit, Werke von Edouard Manet, Claude Monet, Auguste Renoir und Camille Pissarro zu sehen. In den Jahren 1909–11, im März 1909, im Dezember 1910 und im November 1911(1) waren mehrfach Gemälde von Alfred Sisley und Pissarro in der Kunsthalle ausgestellt. Bertelsmann selbst war in den Winterausstellungen 1910 und 1911 ebenfalls vertreten, und die Nähe seiner Arbeiten zu den impressionistischen Kollegen wurde auch von Gustav Friedrich Hartlaub, dem späteren Direktor der Mannheimer Kunsthalle, beobachtet: „Bertelsmann ist in seinen neueren Bildern kleineren Formats, frisch beobachteten, sehr lichten und hellfarbigen Landschaftsstudien impressionistischen Charakters überraschend gut.(2) Der Blick vom Weyerberg auf die Mühle dürfte in diesem Zusammenhang, also um 1910, in einer Zeit der intensiven Auseinandersetzung mit den französischen Impressionisten entstanden sein.

Katharina Erling

(1) Gemälde von Pissarro: Ausstellungsbuch 1906–1913, S. 91, Nr. 1534; S. 173, Nr. 154; Gemälde von Sisley: Ausstellungsbuch 1906–1913, S. 140, Nr. 539.
(2) G. F. Hartlaub [= Gustav Friedrich Hartlaub]: Aus der bremischen Kunsthalle, in: Bremer Nachrichten, 10. Dezember 1911.
Abmessungen
  • Objekt: 55,5 x 84,5 cm
Raum
nicht ausgestellt
Inventarnummer
1032-1971/1
Permalink

Werkinformationen

Künstler

Walter Bertelsmann (*Bremen 1877 - † Worpswede 1963), Maler

Werk
Titel:
Blick vom Weyerberg auf die Mühle (Winterlandschaft)
Entstehungsdatum:
um 1910
Grunddaten
Abmessungen:
  • Objekt: 55,5 x 84,5 cm
Werktyp:
Gemälde
Technik:
Öl auf Leinwand
Bezeichnungen:
  • unten links signiert: W. Bertelsmann
Erwerbsinformation:

    1971

  • Erworben aus Mitteln der Freien Hansestadt Bremen (Stadtgemeinde) 1971
Provenienz
  • bis 13.1.1971 Hilda Bertelsmann erworben vom Künstler
  • 31.1.1971 Kunsthalle Bremen - Der Kunstverein in Bremen erworben von Hilda Bertelsmann aus Mitteln der Freien Hansestadt Bremen (Stadtgemeinde)
  • Creditline
    • © Nachlass Walter Bertelsmann

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    nicht ausgestellt