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NUTZUNGVON BILDDATEN
Julie Aereboe-Katz (*Bremen 1888 - † Kassel 1927), Malerin
Frau in Dünen, um 1925-1927
Enthalten in der Kollektion:
Bremer Malerei 1800 bis 1950 in der Kunsthalle Bremen
Provenienzforschung in der Kunsthalle Bremen
Eine Frau in einem bodenlangen Kleid steht in einer von Wolken hinterfangenen Dünenlandschaft. Ihre Gestalt ist ganz an den unteren Bildrand gerückt und erstreckt sich über die gesamte Bildfläche. Die monumentale Wirkung wird durch das sich im Wind bauschende Gewand, ihre etwas derben, summarisch wiedergegebenen Gesichtszüge und die breite Malweise unterstrichen. Die Frau steht leicht seitlich, unbewegt, mit geschlossenen Augen und hinter dem Rücken verschränkten Armen. Sichtlich genießt sie das Spiel von Sonne und Wind auf Gesicht und Körper. Der Widerschein des Lichts auf ihrem Gesicht, der lange Schatten, den sie wirft, und das vom Wind bewegte, den Körper umspielende Gewand rufen den Eindruck eines typischen Sommertages am Meer hervor. Die besondere Konzentration auf Figur und Landschaft spricht von der Sehnsucht nach Stille und Zurückgezogenheit, die wie ein Topos der Küste anhaftet. Die Malweise ist breit und expressiv, und der zumeist diagonale Pinselstrich verdeutlicht die Luftbewegung. Unterstrichen wird der malerische Ausdruck durch den Komplementärkontrast zwischen dem Violett des Kleides und dem Gelb des Sandes wie der Gesichtshaut.
Julie Aereboe-Katz wird das Bild auf Sylt, oder durch erste Syltaufenthalte angeregt, gemalt haben, also in der Zeit von 1925 bis zu ihrem Tod 1927. Es scheint in der damals typischen expressiv-realistischen Malweise eigene Stimmungen, Gefühle und Sehnsüchte der Künstlerin zu spiegeln. Die besondere Anziehungskraft, die die Insel auf sie und ihren Mann hatte, wurde von vielen Künstlern seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts empfunden, als sie sich zunehmend von den Ideallandschaften lösten und in schlichten Küsten-, Heide- und Moorregionen die geeigneten unverbrauchten Landschaften für ihr neues Verständnis von Landschaft abseits der akademischen Lehren fanden. Zumeist ist es daher die Landschaft mit Dünen und Küstenstreifen selbst, die die Bilder der Syltmaler dominiert, doch auch die Betonung einer einzelnen Figur in den Dünen taucht bereits 1883 bei Hans-Peter Federsen, einem der künstlerischen Entdecker der Insel, auf.(1) Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts entstandene Bilder des gebürtigen Hamburger Malers Jean Paul Kayser zeigen wiederholt seine Frau in den Sylter Dünen. Ähnlich wie in Aereboe-Katz Bild erstreckt sich auch hier die Figur bisweilen vom unteren zum oberen Bildrand, sie scheint jedoch weniger in der Natur genussvoll aufzugehen als diese vielmehr distanziert zu betrachten.(2) An anderen Küstenorten haben Maler ebenfalls bereits um 1900 Figuren in Dünen bilddominierend und genrehaft inszeniert.(3) Max Liebermanns Bilder vom holländischen Strandleben, die initialisierend und einflussreich auf die nachfolgenden Generationen wirkten, zeigen wiederholt Figuren in Dünen, doch ordnen sich diese stets der Landschaft unter. Von seinem Aufenthalt auf Sylt 1885 hat er keine künstlerischen Zeugnisse hinterlassen. Letztlich ließe sich das Motiv der „Frau am Meer“ bis zu Caspar David Friedrich zurückverfolgen,(4) doch möchte man Aereboe-Katz kleines Bild losgelöst von der kunsthistorischen Tradition in erster Linie als Ausdruck ihrer persönlichen Empfindungen sehen.
Alice Gudera
(1) Frau in Dünen, Öl auf Leinwand, 59 x 42,5 cm, Museumsberg Flensburg, vgl. Ulrich Schulte-Wülwer: Künstlerinsel Sylt, Heide 2005, Abb. S. 11.
(2) Die Frau des Künstlers in den Dünen von Sylt, Öl auf Leinwand, 60 x 73,5 cm, 1908, Altonaer Museum für Kunst und Kulturgeschichte, vgl. ebd. S. 184, Abb. 109, S. 185.
(3) Vgl. z. B. das um 1910 entstandene Werk von dem nahe Flensburg geborenen Künstler Ludwig Dettmann, Frau am Strand, Pastell auf Karton, 27,5 x 37,2 cm, Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg, Abb. in: Monika Potztal: Ludwig Dettmann 1865–1944. Zwischen Avantgarde und Anpassung, hg. vom Museumsberg und Kunstverein Flensburg, Heide 2008, Abb. 72, S. 83.
(4) Frau am Meer, Öl auf Leinwand, 21 x 9,5 cm, um 1818, Stiftung Oskar Reinhart, Winterthur, Abb. in: Helmut Börsch-Supan: Caspar David Friedrich, München/Berlin u. a. 52005, Abb. S. 109.
Julie Aereboe-Katz wird das Bild auf Sylt, oder durch erste Syltaufenthalte angeregt, gemalt haben, also in der Zeit von 1925 bis zu ihrem Tod 1927. Es scheint in der damals typischen expressiv-realistischen Malweise eigene Stimmungen, Gefühle und Sehnsüchte der Künstlerin zu spiegeln. Die besondere Anziehungskraft, die die Insel auf sie und ihren Mann hatte, wurde von vielen Künstlern seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts empfunden, als sie sich zunehmend von den Ideallandschaften lösten und in schlichten Küsten-, Heide- und Moorregionen die geeigneten unverbrauchten Landschaften für ihr neues Verständnis von Landschaft abseits der akademischen Lehren fanden. Zumeist ist es daher die Landschaft mit Dünen und Küstenstreifen selbst, die die Bilder der Syltmaler dominiert, doch auch die Betonung einer einzelnen Figur in den Dünen taucht bereits 1883 bei Hans-Peter Federsen, einem der künstlerischen Entdecker der Insel, auf.(1) Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts entstandene Bilder des gebürtigen Hamburger Malers Jean Paul Kayser zeigen wiederholt seine Frau in den Sylter Dünen. Ähnlich wie in Aereboe-Katz Bild erstreckt sich auch hier die Figur bisweilen vom unteren zum oberen Bildrand, sie scheint jedoch weniger in der Natur genussvoll aufzugehen als diese vielmehr distanziert zu betrachten.(2) An anderen Küstenorten haben Maler ebenfalls bereits um 1900 Figuren in Dünen bilddominierend und genrehaft inszeniert.(3) Max Liebermanns Bilder vom holländischen Strandleben, die initialisierend und einflussreich auf die nachfolgenden Generationen wirkten, zeigen wiederholt Figuren in Dünen, doch ordnen sich diese stets der Landschaft unter. Von seinem Aufenthalt auf Sylt 1885 hat er keine künstlerischen Zeugnisse hinterlassen. Letztlich ließe sich das Motiv der „Frau am Meer“ bis zu Caspar David Friedrich zurückverfolgen,(4) doch möchte man Aereboe-Katz kleines Bild losgelöst von der kunsthistorischen Tradition in erster Linie als Ausdruck ihrer persönlichen Empfindungen sehen.
Alice Gudera
(1) Frau in Dünen, Öl auf Leinwand, 59 x 42,5 cm, Museumsberg Flensburg, vgl. Ulrich Schulte-Wülwer: Künstlerinsel Sylt, Heide 2005, Abb. S. 11.
(2) Die Frau des Künstlers in den Dünen von Sylt, Öl auf Leinwand, 60 x 73,5 cm, 1908, Altonaer Museum für Kunst und Kulturgeschichte, vgl. ebd. S. 184, Abb. 109, S. 185.
(3) Vgl. z. B. das um 1910 entstandene Werk von dem nahe Flensburg geborenen Künstler Ludwig Dettmann, Frau am Strand, Pastell auf Karton, 27,5 x 37,2 cm, Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg, Abb. in: Monika Potztal: Ludwig Dettmann 1865–1944. Zwischen Avantgarde und Anpassung, hg. vom Museumsberg und Kunstverein Flensburg, Heide 2008, Abb. 72, S. 83.
(4) Frau am Meer, Öl auf Leinwand, 21 x 9,5 cm, um 1818, Stiftung Oskar Reinhart, Winterthur, Abb. in: Helmut Börsch-Supan: Caspar David Friedrich, München/Berlin u. a. 52005, Abb. S. 109.
Abmessungen
- Objekt: 44,2 x 38,7 cm
Raum
ausgestellt: OG Mittelsaal
Inventarnummer
879-1962/23
Permalink
Werkinformationen
Künstler |
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Werk |
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Grunddaten |
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Creditline | Kunsthalle Bremen - Der Kunstverein in Bremen, Foto: Lars Lohrisch, Public Domain Mark 1.0 |