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Walter Bertelsmann (*Bremen 1877 - † Worpswede 1963), Maler

Hammelandschaft , um 1910/19

Die Hamme bei Worpswede mit den charakteristischen Torfkähnen zog Bertelsmann immer wieder als Motiv zum Malen an. Schon die Titel Abend oder Spätabend an der Hamme, Vorfrühling an der Hamme oder Sommertag an der Hamme – alles Bilder aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg – machen deutlich, wie sehr ihn dabei vor allem die Stimmungen der jeweiligen Tages- bzw. Jahreszeit beschäftigten. Auch in der vorliegenden Hammelandschaft bestimmen das Schauspiel des aufziehenden Unwetters, die mächtigen, vom Wind bewegten Wolken am hohen Himmel, das wechselnde Licht über der weiten Landschaft und die auf dem Wasser treibenden Torfkähne mit den schwarzen Segeln die Komposition. Diese Stimmungsmalerei ist charakteristisch für Bertelsmanns Prägung im Umfeld der Worpsweder Künstler und durch seinen Lehrer Hans am Ende, die sich auch kompositorisch bemerkbar macht: Die Bildfläche ist in drei bildparallele Ebenen gegliedert, von denen die des Himmels den bedeutendsten Raum einnimmt.
Es handelt sich um eine Freilichtstudie, wie sie Bertelsmann vielfach auf Malpappe in kleinerem Format anfertigte. Die rasche, offene Malweise in kurzen, breiten Pinselstrichen und mit weich fließenden Konturen, die die stete Bewegung von Wind und wechselnder Beleuchtung ganz unmittelbar wiedergibt, findet man vielfach in Bildern der Jahre 1910–14, in denen sich Bertelsmann vor allem in den Studien vor der Natur eine zunehmend freiere, spontane Handschrift eroberte. „Viel gesunde Frische und echtes Naturempfinden“ bescheinigte ihm sein Malerkollege Carl Vinnen im Oktober 1910(1) und ermunterte ihn, auf diesem Wege weiterzugehen. Dahinter steht die Auseinandersetzung mit den französischen Impressionisten, speziell mit Bildern von Alfred Sisley und Camille Pissarro, die Bertelsmann in den Jahren 1909–11 in Ausstellungen der Bremer Kunsthalle gesehen hatte.(2)
Die Hammelandschaft ist charakteristisch für Bertelsmanns Landschaftsmalerei zwischen stimmungsvoller Erhabenheit und nüchterner Beobachtung. Sie gehört in eine Reihe ähnlicher Hammeansichten, deren Datierung ungewiss ist, in denen Bertelsmann aber auch in späteren Jahren immer wieder dasselbe Thema variierte. Die Nähe zu der Stimmungsmalerei der Worpsweder spricht für eine Entstehung vor 1919. Thomas Felgendreher datiert die Studie in seiner Monographie ohne nähere Begründung und möglicherweise mit Blick auf das Datum der Schenkung an die Kunsthalle in das Jahr 1926.

Katharina Erling

(1) Brief vom 27. Oktober 1910 an Walter Bertelsmann, im Nachlass des Künstlers, Worpswede.
(2) Vgl. Text zu Bertelsmanns Blick vom Weyerberg auf die Mühle (Winterlandschaft).
Abmessungen
  • Objekt: 36 x 45 cm
Raum
nicht ausgestellt
Inventarnummer
91-1926/8
Permalink

Werkinformationen

Künstler

Walter Bertelsmann (*Bremen 1877 - † Worpswede 1963), Maler

Werk
Titel:
Hammelandschaft
Entstehungsdatum:
um 1910/19
Grunddaten
Abmessungen:
  • Objekt: 36 x 45 cm
Werktyp:
Gemälde
Technik:
Öl auf Pappe
Bezeichnungen:
  • unten links signiert: W. Bertelsmann
Erwerbsinformation:

    1926

  • Geschenk Gerhard Bertelsmann 1926
Creditline
  • © Nachlass Walter Bertelsmann

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nicht ausgestellt