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Stephan Messerer (*Bremen 1798 - † Bremen 1865), Maler
Der Waldbach
, 1828
Enthalten in der Kollektion:
Bremer Malerei 1800 bis 1950 in der Kunsthalle Bremen
Provenienzforschung in der Kunsthalle Bremen
Ein reißender Waldbach, der über das Steingeröll des Flussbettes schäumt, stürzt auf den Betrachter zu. Die beiden felsigen Ufer mit dichtem Nadelwald sind durch eine Holzbrücke miteinander verbunden. Auf der Brücke überquert eine gebeugte Person mit Kiepe und zwei Ziegen den Bach und schreitet auf einen baumbewachsenen, von der Sonne beleuchteten Felsenbogen am rechten Ufer zu. Dahinter ist am rechten Ufer ein Waldstück mit jungen Fichten zu sehen. Der moosige Waldboden ist lichtdurchflutet, mehrere Rehe und Hirsche grasen zwischen den Bäumen. Dagegen liegt das linke Ufer weitestgehend im Dunkeln, nur vereinzelt sind Baumstämme und Baumkronen zu erkennen.
Die Blickrichtung wird vom Bachverlauf geprägt und bis an den Horizont geführt; der bildimmanente Rahmen der hohen dunklen Bäume hält den Blick im Bild. Das Repoussoirmotiv der Bäume verstärkt überdies die Tiefenwirkung. Die Horizontale des Brückenweges und die Vertikale des Baches schneiden sich auf Höhe der Brücke, dem optischen Bildmittelpunkt. Der tatsächliche Mittelpunkt befindet sich im rechten Waldstück. Dies unterstreicht zusätzlich die Bewegungsrichtung der Staffagefigur.
Auf der rechten Bildseite sind die Innenwand des hohen, in der Landschaft unwirklich scheinenden Felsbogens sowie der Waldboden beleuchtet und betont, ohne dass die Lichtquelle auszumachen ist. Der Lichtverlauf ist nicht logisch oder natürlich; der Beleuchtung des Felsbogens zufolge müsste das Licht von oben rechts kommen, in diesem Falle könnte der Waldboden jedoch nicht derart erhellt sein. Durch das Wechselspiel von Schlaglicht und dunklen Verschattungen entsteht jedoch ein dynamisches Chiaroscuro, welches den Blick im Bild verweilen lässt. Der Lichteinfall belebt und dramatisiert die Szene.
Unterschiedliche Einflüsse prägen das Gemälde. Im Rahmen der streng gegliederten Komposition zeichnet Messerer die Bäume, Blätter und Felsen sehr fein und verwendet gedämpfte Farben. Er stellt die Natur geordnet, beinahe nüchtern dar. Die Malweise ist jedoch nicht einheitlich. Die feinen Lichter in den Bäumen erinnern an die romantischen Kunstauffassung und Effekte, wie man sie in der Malerei Caspar David Friedrichs (1774–1840) findet. Dies gilt auch für den zart beleuchteten Hügelkamm im Vordergrund des rechten Ufers sowie den Felsbogen. Andere Flächen hingegen wirken wattig und weich. Ferner finden wir hier eine eher belanglose Genrefigur anstelle der bedeutungsgeladenen Rückenfiguren Friedrichs. Darüber hinaus erinnert die Gesamtkomposition mit dem Bach, der dem Betrachter entgegenfließt sowie dem offenen Hintergrund eher an die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts wie zum Beispiel eines Jacob van Ruisdael (1628–1682) als an die komplexen Bildkonstruktionen Caspar David Friedrichs. Messerers Bild Der Waldbach kennzeichnet insbesondere die Synthese aus gemäßigter und stürmischer, rauer Natur, die sich auch in Malweise und Bildaufbau widerspiegelt. Er bewegt sich an der Schwelle der romantischen Landschaftsmalerei.
Susanne Molkenthin
Die Blickrichtung wird vom Bachverlauf geprägt und bis an den Horizont geführt; der bildimmanente Rahmen der hohen dunklen Bäume hält den Blick im Bild. Das Repoussoirmotiv der Bäume verstärkt überdies die Tiefenwirkung. Die Horizontale des Brückenweges und die Vertikale des Baches schneiden sich auf Höhe der Brücke, dem optischen Bildmittelpunkt. Der tatsächliche Mittelpunkt befindet sich im rechten Waldstück. Dies unterstreicht zusätzlich die Bewegungsrichtung der Staffagefigur.
Auf der rechten Bildseite sind die Innenwand des hohen, in der Landschaft unwirklich scheinenden Felsbogens sowie der Waldboden beleuchtet und betont, ohne dass die Lichtquelle auszumachen ist. Der Lichtverlauf ist nicht logisch oder natürlich; der Beleuchtung des Felsbogens zufolge müsste das Licht von oben rechts kommen, in diesem Falle könnte der Waldboden jedoch nicht derart erhellt sein. Durch das Wechselspiel von Schlaglicht und dunklen Verschattungen entsteht jedoch ein dynamisches Chiaroscuro, welches den Blick im Bild verweilen lässt. Der Lichteinfall belebt und dramatisiert die Szene.
Unterschiedliche Einflüsse prägen das Gemälde. Im Rahmen der streng gegliederten Komposition zeichnet Messerer die Bäume, Blätter und Felsen sehr fein und verwendet gedämpfte Farben. Er stellt die Natur geordnet, beinahe nüchtern dar. Die Malweise ist jedoch nicht einheitlich. Die feinen Lichter in den Bäumen erinnern an die romantischen Kunstauffassung und Effekte, wie man sie in der Malerei Caspar David Friedrichs (1774–1840) findet. Dies gilt auch für den zart beleuchteten Hügelkamm im Vordergrund des rechten Ufers sowie den Felsbogen. Andere Flächen hingegen wirken wattig und weich. Ferner finden wir hier eine eher belanglose Genrefigur anstelle der bedeutungsgeladenen Rückenfiguren Friedrichs. Darüber hinaus erinnert die Gesamtkomposition mit dem Bach, der dem Betrachter entgegenfließt sowie dem offenen Hintergrund eher an die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts wie zum Beispiel eines Jacob van Ruisdael (1628–1682) als an die komplexen Bildkonstruktionen Caspar David Friedrichs. Messerers Bild Der Waldbach kennzeichnet insbesondere die Synthese aus gemäßigter und stürmischer, rauer Natur, die sich auch in Malweise und Bildaufbau widerspiegelt. Er bewegt sich an der Schwelle der romantischen Landschaftsmalerei.
Susanne Molkenthin
Abmessungen
- Objekt: 76 x 106 cm
Raum
nicht ausgestellt
Inventarnummer
196-1936/13
Permalink
Werkinformationen
Künstler |
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Werk |
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Grunddaten |
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Creditline |
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nicht ausgestellt