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Theodor Herrmann (*Stade 1881 - † Bremen 1926), Maler

Rivieralandschaft , 1926

Die Rivieralandschaft ist im Sommer 1926 in Italien entstanden. Herrmann hatte zuvor auf der Insel Reichenau den Festsaal des Schlosses Königsegg mit verschiedenen Bodenseeansichten ausgemalt. Von dem Honorar reiste das Ehepaar Herrmann anschließend nach Italien. Am Golf von Venedig entstanden zahlreiche Italien-Ansichten, darunter mehrere Kanal- und Hafenlandschaften, ein Italienischer Marktplatz, der Hafen von Chioggia oder auch Gondeln in Venedig.
Das Bild der Kunsthalle Bremen zeigt eine in hellem Sonnenlicht liegende Piazza eines italienischen Küstenortes am Meer. Man blickt aus einem Hotelfenster auf die etwas höher gelegene Hotelterrasse im Vordergrund. Dort sitzt eine elegante Dame mit Hut an einem Tisch mit zwei Gläsern. Ihr Begleiter hat sich an das Geländer gestellt und beobachtet das Treiben auf dem Platz. Die Tische des Cafés unter ihm leeren sich, die Menschen streben zu einem kleinen Pavillon in der Mitte des palmengesäumten Platzes, um den sich bereits eine kleine Menschenmenge versammelt hat. Der Platz leuchtet im glühenden Sonnenlicht in hellem Ockergelb. Die hohen Hausfassaden werfen Schatten, in denen verhaltene Graublau- und Brauntöne vorherrschen. Auf der gegenüberliegenden Seite schließt ein kubisches weißes Haus mit rotem Dach und weit heruntergelassenen Sonnendächern das Ensemble. Dagegen stehen das Türkisblau des Meeres mit weißen Segeln im Hintergrund und ein rosa und blauvioletter Streifen Himmel. So entsteht der Eindruck von gleißendem Sonnenlicht, kühlenden Schatten und subtropischer Vegetation. Die Zeit steht still. Alles atmet sommerliche Hitze und Trägheit. Thema des Bildes ist das dolce far niente in südlicher Atmosphäre.
Das Bild ist in breiten, schnellen Pinselzügen gemalt, die das Wesentliche skizzenhaft andeuten und gleichzeitig bewegte Farbflächen in kontrastreichem Hell-Dunkel schaffen. Motiv und Malweise lassen die Nähe zur impressionistischen Landschaftsmalerei erkennen. Seit dem Beginn der zwanziger Jahre malte Herrmann seine Bilder zunehmend mit raschen, kurzen Pinselstrichen, die mehr als zuvor die atmosphärischen Farb- und Lichtwirkungen einfangen. Im Unterschied zu den meist tonigen Farben seiner norddeutschen Landschaften lässt sich in den während des Italien-Aufenthalts entstandenen Gemälden eine Hinwendung zu kräftigeren Farben und sonnigen Stimmungen erkennen.
Das Bild dürfte erstmals 1927 in der großen Gedächtnis-Ausstellung für Theodor Herrmann im Kaffee-HAG-Haus in Bremen ausgestellt gewesen sein. Eine Rechnung im Archiv der Kunstsammlungen Böttcherstraße vom 18. April 1928 belegt den Ankauf des Bildes aus der Kunstschau durch Ludwig Roselius und die Schenkung an die Kunsthalle. Der Titel lautete damals Italien. Welcher Ort in Italien dargestellt ist, ob ein Ort an der Riviera oder vielmehr am Golf von Venedig, wo sich das Ehepaar Herrmann 1926 länger aufhielt, muss offen bleiben. Ludwig Roselius war dem Künstler sehr verbunden und besaß um die 60 Werke von ihm, darunter zahlreiche Gemälde, graphische Arbeiten und Entwürfe für Bühnenbilder. 1923 bezahlte er das Hochzeitsfest des Künstlers.(1)

Katharina Erling

(1) Freundliche Mitteilung von Hans Tallasch, Bremen, 8. März 2011.
Abmessungen
  • Objekt: 50,5 x 60,5 cm
Raum
nicht ausgestellt
Inventarnummer
148-1928/8
Permalink

Werkinformationen

Künstler

Theodor Herrmann (*Stade 1881 - † Bremen 1926), Maler

Werk
Titel:
Rivieralandschaft
Entstehungsdatum:
1926
Grunddaten
Abmessungen:
  • Objekt: 50,5 x 60,5 cm
Werktyp:
Gemälde
Technik:
Öl auf Leinwand
Bezeichnungen:
  • unten rechts signiert und datiert: Th. H. 26.
Erwerbsinformation:

    1928

  • Geschenk Generalkonsul Dr. Ludwig Roselius 1928
Creditline
  • Kunsthalle Bremen - Der Kunstverein in Bremen

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nicht ausgestellt