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Leopold Biermann (*Sprenge/Herford 1875 - † München 1922), Maler
Bildnis eines Schauspielers im Kostüm des 17. Jahrhunderts
, 1897
Enthalten in der Kollektion:
Bremer Malerei 1800 bis 1950 in der Kunsthalle Bremen
Provenienzforschung in der Kunsthalle Bremen
Das Bild zeigt einen unbekannten Herrn in einem schwarzen Gewand mit weißem Spitzenkragen und Manschetten, wie es in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts für Personen von Rang gebräuchlich war. Während der Mann in der einen Hand ein gerolltes Schriftstück hält, fasst die andere in das Obergewand. Der Herr sitzt leicht schräg und richtet den Blick mit zur Seite gedrehtem und ein wenig seitlich geneigtem Kopf nach oben. Dabei scheint er nichts zu fixieren, sondern die Aufmerksamkeit nach innen zu lenken. Er wendet sich der außerhalb des Bildes liegenden Lichtquelle zu, Glanzpunkte auf Nase und Augen verstärken den Eindruck einer intensiven Ausleuchtung. Sein Haar ist zurückgekämmt, so dass das Gesicht mit der hohen Stirn besonders charaktervoll erscheint. Die wirklichkeitsnahe Auffassung des Dargestellten wird durch die tonalen Abstufungen und die feinmalerischen Hell-Dunkel-Modellierungen erzeugt. Deutlich freier ist die Behandlung des Gewandes mit sichtbarem, teilweise skizzenhaftem Pinselstrich.
Das Bildnis ist 1897 entstanden und der akademischen Schulung des späten 19. Jahrhunderts verpflichtet. Es ist ein Beispiel verbreiteter historistischer Tendenzen in der Porträtmalerei, für die niederländische wie venezianische Werke des 17. Jahrhunderts vorbildlich waren. Biermanns Bild offenbart sein Studium der älteren Meister. Er baut auf dieser Tradition auf, löst sich jedoch von ihr in der wirklichkeitsnahen, wenig idealisierten Darstellung des Porträtierten, die auch vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Fotografie entstanden ist. Diese Merkmale sind auch Hinweise darauf, dass Biermann kein älteres Vorbild kopierte, sondern ein Modell im historischen Kostüm malte. Dafür sprechen außerdem Details am Gewand: Im 17. Jahrhundert war die hier gezeigte Kragenform aus Leinen gearbeitet und entsprechend gestärkt. Sie hatte Halt an einem Stehkragen, der hier fehlt. Der sehr weich wirkende und leichte Falten werfende Kragen auf dem Bremer Bild, der zudem nur umgelegt scheint, mag also tatsächlich zu einem Theaterkostüm gehören. Dieses legt der Titel mit der Bezeichnung des Dargestellten als Schauspieler im Kostüm des 17. Jahrhunderts nahe. Ob der Titel von Biermann selbst stammt oder eine spätere Zutat ist, muss offen bleiben. Jedenfalls können die dynamische Haltung des Kopfes und die Papierrolle in seiner Hand zusätzliche Verweise auf ein Schauspielerporträt sein. Es gibt keinerlei Auskünfte oder Anhaltspunkte zum Dargestellten. Aus Biermanns Bremer Zeit ist sein großes Engagement für das Theater bekannt, so dass das Bild auf seine Begeisterung für die darstellende Kunst zurück gehen könnte.
Entstanden ist es während seines Aufenthaltes in Düsseldorf. Von Biermanns damaligem künstlerischem Schaffen ist sonst nichts überliefert, so dass eine Einordnung des Bildes in sein Werk nicht möglich ist.(1) Dem handgeschriebenen Journal des Kunstvereins in Bremen ist zu entnehmen, dass Biermann im Dezember 1899, als er also noch in Düsseldorf ansässig war, acht Bilder in der permanenten Ausstellung des Kunstvereins zeigte, darunter einige Stillleben.(2) Als er 1904 in die Hansestadt zurückkehrte, hatte er seine künstlerische Tätigkeit aufgegeben und trat als Sammler und Mäzen hervor, wobei er sich insbesondere für die moderne deutsche und französische Kunst einsetzte. Seine eigene Malerei scheint von diesen Tendenzen unberührt gewesen zu sein. Möglicherweise lernte er sie erst in Bremen und durch die Bekanntschaft mit Gustav Pauli kennen.
Alice Gudera
(1) Nach Schweers, Bd. 1, S. 146, soll sich ein weiteres von Leopold Biermann gemaltes Bildnis im Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main befinden. Dabei handelt es sich jedoch nach Auskunft von Frank Gnegel, Museum für Kommunikation, um ein von dem Berliner Maler Gottlieb Biermann (1824-1908) gefertigtes Porträt des Physikers Wilhelm Weber.
(2) Archiv der Kunsthalle Bremen. Ausstellungsbuch der Jahre 1899–1906, S. 39.
Das Bildnis ist 1897 entstanden und der akademischen Schulung des späten 19. Jahrhunderts verpflichtet. Es ist ein Beispiel verbreiteter historistischer Tendenzen in der Porträtmalerei, für die niederländische wie venezianische Werke des 17. Jahrhunderts vorbildlich waren. Biermanns Bild offenbart sein Studium der älteren Meister. Er baut auf dieser Tradition auf, löst sich jedoch von ihr in der wirklichkeitsnahen, wenig idealisierten Darstellung des Porträtierten, die auch vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Fotografie entstanden ist. Diese Merkmale sind auch Hinweise darauf, dass Biermann kein älteres Vorbild kopierte, sondern ein Modell im historischen Kostüm malte. Dafür sprechen außerdem Details am Gewand: Im 17. Jahrhundert war die hier gezeigte Kragenform aus Leinen gearbeitet und entsprechend gestärkt. Sie hatte Halt an einem Stehkragen, der hier fehlt. Der sehr weich wirkende und leichte Falten werfende Kragen auf dem Bremer Bild, der zudem nur umgelegt scheint, mag also tatsächlich zu einem Theaterkostüm gehören. Dieses legt der Titel mit der Bezeichnung des Dargestellten als Schauspieler im Kostüm des 17. Jahrhunderts nahe. Ob der Titel von Biermann selbst stammt oder eine spätere Zutat ist, muss offen bleiben. Jedenfalls können die dynamische Haltung des Kopfes und die Papierrolle in seiner Hand zusätzliche Verweise auf ein Schauspielerporträt sein. Es gibt keinerlei Auskünfte oder Anhaltspunkte zum Dargestellten. Aus Biermanns Bremer Zeit ist sein großes Engagement für das Theater bekannt, so dass das Bild auf seine Begeisterung für die darstellende Kunst zurück gehen könnte.
Entstanden ist es während seines Aufenthaltes in Düsseldorf. Von Biermanns damaligem künstlerischem Schaffen ist sonst nichts überliefert, so dass eine Einordnung des Bildes in sein Werk nicht möglich ist.(1) Dem handgeschriebenen Journal des Kunstvereins in Bremen ist zu entnehmen, dass Biermann im Dezember 1899, als er also noch in Düsseldorf ansässig war, acht Bilder in der permanenten Ausstellung des Kunstvereins zeigte, darunter einige Stillleben.(2) Als er 1904 in die Hansestadt zurückkehrte, hatte er seine künstlerische Tätigkeit aufgegeben und trat als Sammler und Mäzen hervor, wobei er sich insbesondere für die moderne deutsche und französische Kunst einsetzte. Seine eigene Malerei scheint von diesen Tendenzen unberührt gewesen zu sein. Möglicherweise lernte er sie erst in Bremen und durch die Bekanntschaft mit Gustav Pauli kennen.
Alice Gudera
(1) Nach Schweers, Bd. 1, S. 146, soll sich ein weiteres von Leopold Biermann gemaltes Bildnis im Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main befinden. Dabei handelt es sich jedoch nach Auskunft von Frank Gnegel, Museum für Kommunikation, um ein von dem Berliner Maler Gottlieb Biermann (1824-1908) gefertigtes Porträt des Physikers Wilhelm Weber.
(2) Archiv der Kunsthalle Bremen. Ausstellungsbuch der Jahre 1899–1906, S. 39.
Abmessungen
- Objekt: 58,5 x 45 cm
Raum
nicht ausgestellt
Inventarnummer
1086-1972/34
Permalink
Werkinformationen
Künstler |
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Werk |
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Grunddaten |
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Creditline |
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nicht ausgestellt