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Anton Albers d. J. (*Bremen 1877 - † Idowka/Russland 1915), Maler

Auf der Terrasse, um 1914

An einem gedeckten runden Tisch im Vordergrund sitzen die in Rückenansicht wiedergegebene Frau des Künstlers und, in einem Kinderhochstuhl, ihr etwa einjähriger Sohn, der den Kopf dem Betrachter zuwendet. Der Junge hat einen Latz umgebunden, hält in der einen Hand etwas zum Essen, als führe er es im nächsten Moment zum Mund, in der anderen ein Spielzeug-Krokodil. Geschirr, Besteck, eine Teekanne auf einem Stövchen, Servietten in Ringen, eine Wasserkaraffe und ein Glas sowie ein Obstkorb weisen auf eine Mahlzeit hin. Die Situation wirkt alltäglich, der Verzicht auf ein Tischtuch unterstreicht ihren informellen Charakter. Mutter und Kind befinden sich wohl in einer Art Wintergarten oder auf einer überdachten Terrasse, wie ein vertikaler Holzpfeiler mit sichtbaren Schienen zum Einrasten von Fenstern nahe legt. Der geöffnete Raum grenzt unmittelbar an das Weserufer. Der Fluss und das gegenüberliegende Ufer der Stedinger Marsch am hoch gelegenen Horizont dominieren den oberen Bildteil. Ein Bootsmast, der sich vertikal durch die linke Bildhälfte zieht, verdeutlicht, dass das Haus auf einem deutlich höheren Niveau liegt.
Das Bild ist um 1914 entstanden, als Anton Albers und seine Familie ihren Wohnsitz in Rönnebeck an der Weser hatten. In dieser Zeit widmete er sich dem Fluss in einer Reihe von Darstellungen.
Albers zeigt hier in erster Linie eine moderne Genreszene, wie sie seit dem dritten Viertel des 19. Jahrhunderts zunehmend in die Kunst Einzug gehalten hatte. Sein Werk weist sowohl thematisch als auch künstlerisch insbesondere Verbindungen zur französischen Kunst auf. Schilderungen von alltäglichen, häuslichen Szenerien, die einen momentanen Ausschnitt festhalten, wurden von den impressionistischen Malern und später den Intimisten der Nabis bevorzugt. So hatte beispielsweise Claude Monet 1868 seine Lebensgefährtin und spätere Ehefrau Camille mit dem gemeinsamen Sohn Jean beim Frühstück gemalt.(1) Die malerische Gestaltung der Früchte im Korb in Form kleiner Flecken erinnert an die Stilllebenmalerei Cézannes, und die Spiegelungen auf dem Tisch sowie die kurzen, skizzenhaften Pinselstriche sind insgesamt Kennzeichen impressionistischer Malerei.
Der unkonventionelle Bildaufbau, bei dem die eigentliche Szenerie lediglich das untere Bilddrittel einnimmt und an allen Seiten vom Bildrand angeschnitten ist, zeigt außerdem Albers’ Auseinandersetzung mit dem japanischen Farbholzschnitt und der Kunst der Nabis, etwa Pierre Bonnards oder Edouard Vuillards.

Alice Gudera

(1) Das Frühstück, 230 x 150 cm, Städtische Galerie im Städelschen Kunstinstitut, Frankfurt a.M.
Abmessungen
  • Objekt: 119 x 121,5 cm
Raum
nicht ausgestellt
Inventarnummer
128-1927/14
Permalink

Werkinformationen

Künstler

Anton Albers d. J. (*Bremen 1877 - † Idowka/Russland 1915), Maler

Werk
Titel:
Auf der Terrasse
Entstehungsdatum:
um 1914
Grunddaten
Abmessungen:
  • Objekt: 119 x 121,5 cm
Werktyp:
Gemälde
Technik:
Öl auf Pappe
Erwerbsinformation:

    1927

  • Erworben aus Mitteln der Freien Hansestadt Bremen (Stadtgemeinde) 1927
Creditline Kunsthalle Bremen - Der Kunstverein in Bremen, Foto: Karen Blindow, Public Domain Mark 1.0

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nicht ausgestellt